APA - Austria Presse Agentur

Österreichs Tourismus kämpft sich durch den Sommer

Die Coronavirus-Pandemie hat den Tourismus weitgehend lahmgelegt - die Branche erholt sich auch jetzt in der Hochsaison nur zum Teil.

Die Ferienhotels sind diesen Sommer vielfach schwach ausgelastet. Die Nachfrage ballt sich an Hotspots wie den Kärntner Seen oder in der Südsteiermark. In den Städten fehlen die internationalen Gäste und auch die Bustouristen, auf der Donau die Schiffsreisenden. "In den Städten fallen die Fluggäste weg - die Stadthotellerie, das absolute Boom-Segment der letzten Jahre, erlebt jetzt einen Sturz ins Bodenlose", berichtete der Sprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Martin Stanits, im Gespräch mit der APA. "Jetzt bilden den allergrößten Teil der Gäste Österreicher, dann kommen die Deutschen und dann noch ein paar Schweizer - alle anderen Gruppen, die wir sonst sehen, fehlen", sagte der Branchenvertreter.

"Hotels wie das Sacher in Wien leben normalerweise zu 80 Prozent von Touristen aus dem Ausland, von dem sehr zahlungskräftigen arabischen und amerikanischen Publikum", betonte die WKÖ-Obfrau des Fachverbands Hotellerie, Susanne Kraus-Winkler. "Die fallen alle weg - im Grunde steht nur ein Teil des europäische Marktes zur Verfügung."

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"Die früher so vielen Italiener fehlen, auch die Asiaten, die Amerikaner - das trifft uns hart", erzählte ein Vier-Sterne-Stadthotelier aus Wien. Das werde "nicht im Geringsten aufgewogen von anderen Buchungen etwa von Inländern oder Deutschen". Dem Personal, so überhaupt im Einsatz, fehle auch Trinkgeld. "Da gaben die Amerikaner mit großem Abstand am meisten."

"Es gibt auch keinen Bustourismus und keine Donauschiffsreisenden - die großen Terrassen mit Außenflächen für 300 Personen, etwa in der Wachau, sind alle leer", so Stanits. "Schiffe, Flugzeuge, Busse - all das kommt ja nicht, du hast keine Nächtigungsgäste, aber auch keine Tagesgäste." Einige Unternehmen hätten auf Freitag-Samstag-Sonntag-Betrieb umgestellt.

Die Betten in den österreichischen Städten sind laut Wirtschaftskammer je nach Hotelgröße nur zu 10 bis 30 Prozent belegt. Die größeren Betriebe hätten meist nur eine Auslastung unter 20 Prozent, sagte Kraus-Winkler zur APA. "Wenn sie nicht 50 bis 60 Prozent Auslastung haben, sind sie operativ negativ - das heißt, die Stadthotels gehen derzeit alle operativ drauf", verdeutlichte die Branchenvertreterin den Ernst der Lage. Da hilft auch die Senkung der Mehrwertsteuer von 10 auf 5 Prozent nichts, welche die Regierung für Logis, Speisen und Getränke bis 31. Dezember 2020 beschlossen hat.

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"Also wenn das so weitergeht, dann ist das ganz schlimm - nicht nur für die Hotels und die Gastronomie, auch für die Fremdenführer in der Stadt, Reiseveranstalter, Seilbahnen, Gesundheitsbetriebe", so Kraus-Winkler. Massive Umsatzeinbrüche haben zudem all die regionalen Lieferanten der Hotels und Restaurants - die Bauern, Bäcker, Fleischhauer, Jäger etc., die Milchprodukte, Gemüse, Fleisch und Fisch liefern.

Hinzu komme, dass die Zimmerpreise in der Stadthotellerie derzeit im Schnitt um 30 Prozent unter den üblichen Werten lägen. "Den Hoteliers in Salzburg fehlt beispielsweise auch die Hochpreisphase der Festspielzeit", vermerkte die WKÖ-Fachverbandsobfrau. Die Festspiele finden zwar statt, aber coronabedingt in deutlich abgespeckter Version.

Doch auch in der Ferienhotellerie geht es nur einigen wirklich sehr gut: "Die erste Reihe an den Kärntner Seen, die Fünf-Sterne-Luxushäuser in den Wandergebieten und Thermen sind gut ausgelastet - aber das ist nur ein ganz kleiner Teil", betonte Stanits. Der Zulauf ist dort sogar zum Teil so stark, dass zum Schutz vor Corona-Infektionen punktuell die Maskenpflicht verschärft wurde - in Velden, Pörtschach, Krumpendorf am Wörthersee sowie in St. Kanzian am Klopeiner etwa ist seit vergangenen Freitag auf öffentlichen Plätzen zwischen 21.00 und 2.00 Uhr wieder ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

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Seit dem Pfingstwochenende (29. Mai) dürfen die Beherbergungsbetriebe wieder Gäste empfangen. "Nach zehn Wochen 'zu' kommt jetzt so eine schlechte Auslastung, dass die Kosten für das Offenhalten höher sind als die Umsätze", umriss Stanits die Problematik. "Vielleicht ändert sich noch was durch kurzfristige Buchungen", hofft der Hotelierssprecher.

Während in der Hotellerie überwiegend die Top-Adressen gesucht seien, gebe es gleichzeitig eine relativ starke Nachfrage nach Camping, "Glamping" (Glamorous Camping) und Urlaub am Bauernhof, merkte Stanits an. Diesen Trend verdeutlichen auch die aktuellen Neuzulassungszahlen für Caravans und Reisemobile - im Juni gab es hier gegenüber dem Vorjahresmonat einen Zuwachs von knapp 60 bzw. über 70 Prozent.