APA - Austria Presse Agentur

ÖVP hält Erwartungen vor Wien-Wahl niedrig

Zwei Wochen vor der Wiener Gemeinderatswahl ist die ÖVP bemüht, die Erwartungen gering zu halten.

Der für die Partei tätige Meinungsforscher Franz Sommer stellte die Stadt-Türkisen bei einem Hintergrundgespräch mit Klubchef August Wöginger und Generalsekretär Axel Melchior als überbewertet dar. Er sieht die ÖVP in Wien eher bei 15 als den von bisherigen Umfragen ausgewiesenen 20 Prozent. An die von der ÖVP zuletzt in den Raum gestellte Absolute der SPÖ glaubt er aber nicht.

Die ÖVP ist seit Wochen bemüht, die durch gute Umfragen geweckten Erwartungen an die Wahl am 11. Oktober zu dämpfen. So hat Kanzler Sebastian Kurz Ende August "über 15 Prozent" als Wahlziel ausgegeben. Sommer verweist nun auf eine beim ÖVP-nahen Institut "Demox Research" in Auftrag gegebene Umfrage, die die Wiener ÖVP aktuell bei 15 bis 16 Prozent sieht. Nach ihrem Negativrekord 2015 (9,24 Prozent) werde die ÖVP "natürlich etliche Prozentpunkte zulegen", so Sommer. Aber die in anderen Umfragen ausgewiesenen 20 Prozent und mehr würden ihn "extrem wundern": "Ich glaube eher in Richtung 15 Prozent als in Richtung 20 Prozent."

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Die Zugewinne der Grünen erwartet Sommer gegenüber dem Wien-Wahl-Ergebnis von 2015 eher moderat (von 11,84 auf 14 Prozent). Dass die Wiener Grünen bei der Gemeinderatswahl schlechter liegen als im Wien-Ergebnis der Nationalratswahl (20,69 Prozent) habe auch mit der Stärke der Wiener SPÖ zu tun: Die Attraktivität der Stadt-SPÖ sei "wesentlich größer ist als die der Bundes-SPÖ". Auch die NEOS sieht der ÖVP-Meinungsforscher mit sieben Prozent unter dem Nationalratswahlergebnis (9,86). FPÖ und Team Strache sieht er im Bereich der bisher veröffentlichten Umfragen - die Blauen bei zehn bis zwölf Prozent, Strache um die fünf.

Fest stehe hingegen der "große Sieger" mit der SPÖ Wien, die Sommer derzeit auf 43 bis 44 Prozent einschätzt. "Sie wird das gute Ergebnis 2015 (39,59 Prozent, Anm.) deutlich übertreffen." Für unwahrscheinlich hält es Sommer, dass die SPÖ die absolute Mandatsmehrheit erreichen könnte, vor der die ÖVP zuletzt gewarnt hatte: "Das wäre schon eine Überraschung, die sich aufgrund der Datenlagen nicht abzeichnet."

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Auf Bundesebene sieht Sommer die ÖVP weiterhin in lichten Höhen. Der von der ÖVP befürchtete Wählerrückgang in Richtung FPÖ nach der Nationalratswahl habe bisher nicht stattgefunden, sagte er. Anders als 2002 seien das keine Leihstimmen im klassischen Sinn: "Jetzt ist ein Wählersegment integriert worden. Das wird länger andauern." Daher werde die ÖVP im Bund auch in den kommenden Jahren im "Korridor von 35 bis 40 Prozent" bleiben.

Düster fallen der Umfrage zufolge übrigens die ebenfalls Mitte September abgefragten Erwartungen der Bevölkerung zur Corona-Krise aus. Demnach gehen 63 Prozent davon aus, dass der Höhepunkt der Pandemie noch kommt. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus werden demnach zwar von einem Drittel der Befragten abgelehnt. Eine zu rasche Lockerung der Maßnahmen durch die Regierung werde aber nur von elf Prozent für den Anstieg der Neuinfektionen verantwortlich gemacht, so die von der ÖVP vorgestellte Umfrage. Vielmehr werde die Ursache vorwiegend in Urlaubsrückkehrern (37 Prozent) und feiernden Jugendlichen (32 Prozent) gesehen.