"Open Doors": Gewalt gegen Christen nahm 2023 wieder zu

Niedergebrannte Kirche in Nigeria
Der jährliche UNO-Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt (22. August) ist für Menschenrechts-NGOs wie "Open Doors" Anlass zu Bestandsaufnahmen über den weltweiten Zustand der Religionsfreiheit.

Und die Bilanz fällt ernüchternd aus: "Die Gewalt gegen Christinnen und Christen hat im vergangenen Jahr wieder zugenommen", hieß es laut Kathpress in einer am Montag veröffentlichten Aussendung. Laut dem neuen Weltverfolgungsindex von "Open Doors" verstärkten sich im vergangenen Jahrzehnt die Übergriffe, breiteten sich aber weniger schnell aus. Mit den Ergebnissen des Index 2024 "ändert sich die Lage", hieß es: "Die Wachstumsrate der Verfolgung hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt."

Geschlossene oder zerstörte Kirchen 

Dieser Besorgnis erregende Trend zeige sich insbesondere durch die Rekordzahl von 14.766 an geschlossenen oder zerstörten Kirchen in einem Jahr - um siebenmal mehr als im Jahr davor. Auch der "Gewaltwert" in allen 50 führenden Ländern des Weltverfolgungsindexes sei um gesamt 7,7 Prozent gestiegen. Und es gebe eine Rekordzahl von Ländern, in denen Christen in hohem oder sehr hohem Maß verfolgt werden: "Open Doors" nannte aktuell 78 Länder (davor 76), in 13 Ländern sei sogar extreme Verfolgung zu beobachten (davor 11).

Diese "Explosion der Gewalt" äußere sich in einem starken Anstieg der Zahl der Christen, die körperlich angegriffen oder mit dem Tod bedroht wurden: Laut der NGO 42.849 gegenüber unter 30.000 im Jahr davor. Ebenso habe sich die Zahl der angegriffenen Gebäude von Christen sowie der Zahl jener Christen erhöht, die gezwungen waren, aus ihren Häusern zu fliehen (295.120 gegenüber 139.307 im Vorjahr). Fazit: Mehr als 365 Millionen Christinnen und Christen - weltweit jede und jeder siebente Gläubige - erlebten derzeit in 78 Ländern starke Verfolgung und Diskriminierung.

Fast 5.000 Christen im vergangenen Jahr getötet

2023 wurden fast 5.000 Christen weltweit - exakt 4.998 - nur deshalb getötet, weil sie Christen waren, so "Open Doors" weiter. Deutlich am schlimmsten ist die Lage im bevölkerungsreichsten Land Afrikas: 4.118 Christen seien in Nigeria ermordet worden. Aber auch anderswo würden Christen, insbesondere Pastoren, "regelmäßig zur Zielscheibe", etwa in Laos am 23. Juli, als zwei vermummte Männer in das Haus des 42-jährigen Thongkham Philavanh im Nordwesten eindrangen und ihn mit sechs Schüssen vor den Augen seiner Familie erschossen. "Das ist eine Art Warnung. Sie töten den Pastor, um die Mitglieder seiner Kirche zu verängstigen", sagte den Menschenrechtsaktivisten einer der Pastoren, die bei der Totenwache anwesend waren.

Am 7. August wurden im Norden Bangladeschs zahlreiche Kirchen in Brand gesteckt und die Häuser von Christen verwüstet, berichtete "Open Doors" weiter. Seit Premierministerin Sheikh Hasina nach wochenlangen regierungsfeindlichen Protesten zurücktrat und das Land verließ, "häufen sich im ganzen Land die Angriffe radikaler Gruppen auf Minderheitengemeinschaften, darunter auch Christen".

Kurt Igler, Geschäftsführer von Open Doors Österreich, bezeichnete Religionsfreiheit als "Kennzeichen für den Gesundheitszustand eines Landes": Wenn diese Freiheit in einem Staat verletzt wird, führe das häufig dazu, dass auch andere individuelle oder kollektive Freiheiten infrage gestellt werden. Somit sei es "von größter Wichtigkeit, dafür zu kämpfen, dass die Religionsfreiheit in der Welt besser respektiert wird". Österreichische Verantwortungsträger in Politik und Verwaltung rief "Open Doors" auf, sich aktiv und kompromisslos gegen Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten einzusetzen.

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