APA - Austria Presse Agentur

Opernstar Netrebko "kann es nicht allen recht machen"

Opernstar Anna Netrebko hat aufgrund ihrer Reaktion auf den Ukraine-Krieg sowohl im Westen als auch in Russland Engagements verloren. Sie könne es nicht allen Recht machen, sagte sie nun der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit": "Ich bin keine Heimatverräterin, und ich bin auch nicht gegen die Ukraine." Netrebko hatte sich zunächst nicht explizit vom russischen Einmarsch in die Ukraine distanziert, verurteilte diesen aber schließlich. Vladimir Putin könne sie nicht verurteilen.

"Niemand in Russland kann das. Putin ist immer noch der Präsident Russlands. Ich bin noch immer eine russische Staatsbürgerin, da kann man so etwas nicht machen. Verstehen Sie?", sagte die Sängerin, die sowohl einen österreichischen als auch einen russischen Pass besitzt, der Zeitung. Peter Gelb, der Chef der Metropolitan Opera, hätte von ihr verlangt "bestimmte Sachen über den russischen Präsidenten" zu sagen. Als sie das ablehnte, seien ihre Auftritte in New York gestrichen worden. Zu ihrem Statement, in dem sie am 30. März schließlich Stellung bezog, stehe sie allerdings noch immer: "Ich bin natürlich gegen diese schreckliche Gewalt."

Es hätte von mehreren Seiten und Institutionen Druck gegeben, "etwas über die Ukraine zu sagen", so Netrebko. "Irgendwann hatte ich Angst, dass ich - fälschlicherweise - auf eine Sanktionsliste gesetzt werden könnte oder dass mir mein österreichischer Pass entzogen werden könnte und ich alles verlieren könnte." In Russland sei man wiederum verärgert darüber, dass sie überhaupt etwas gesagt habe: "Man denkt, dass ich meine Heimat verraten habe." Derzeit habe die Sopranistin keine Pläne, in Russland zu singen, will allerdings andernorts gegen "Russophobie" ankämpfen, indem sie "auf der Bühne auftrete und singe, auch russisches Repertoire, was jetzt manchmal unerwünscht ist."

Nochmals bekräftigte sie, Putin nicht nahezustehen. Sie sei ihm jedoch unter anderem bei Preisverleihungen begegnet. Im Interview kam Netrebko auch auf vergangene Vorfälle zu sprechen. Ihr Name sei mit ihrem Einverständnis auf einer Liste von Personen erschienen, die Putins Präsidentschaftskampagne 2012 unterstützten. "Es wäre auch sehr unklug gewesen, sich dem zu verweigern. Es gibt Dinge, die man besser nicht ablehnt", sagte sie. Sie hätte aber an keiner politischen Kampagne teilgenommen und halte sich nicht für einen politischen Menschen. "Ich dachte damals auch, er sei gut für die Kunst in Russland", sagte sie. Davon, dass ihr Name auch 2018 auf einer solchen Liste stand, habe sie nichts gewusst.