APA - Austria Presse Agentur

Optimistischere Prognosen von Wifo/IHS für die Wirtschaft

Der heurige Wirtschaftseinbruch in Österreich durch die Coronakrise könnte eine Spur schwächer ausfallen als gedacht. Kommendes Jahr soll es von niedrigerem Niveau aus eine merkliche Erholung geben. Wifo und IHS rechnen für 2020 mit etwas weniger als 7 Prozent BIP-Rückgang.

Die Arbeitslosigkeit erreicht Rekordhöhe, sinkt aber langsam. Das Budgetdefizit dürfte mit 9,5 bis 11,5 Prozent des BIP bisher ungeahnte Höhen erreichen. Zudem wäre ein weiterer Lockdown ein herber Schlag. Die beiden Institute erwarten für heuer 6,8 bzw. 6,7 Prozent Einbruch der Wirtschaftsleistung, für 2021 dann 4,4 bzw. 4,7 Prozent Anstieg, wobei das IHS jeweils etwas optimistischer ist als das Wifo. Im Juni sah man noch mindestens 7 Prozent Abschwächung für heuer. Dabei schrumpfte das BIP im ersten Halbjahr um 8,7 Prozent, wie das Institut für Höhere Studien (IHS) am Freitag erklärte. Die großzügige Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen im Sommer habe eine kräftige Erholung ermöglicht, vor allem der Konsumrückstau habe sich weitgehend aufgelöst, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo).

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Ein neuerlicher Lockdown in diesem Herbst könnte die BIP-Raten um weitere 2,5 bis 4,0 Prozentpunkte senken, warnte das Wirtschaftsforschungsinstitut am Freitag. Das Institut für Höhere Studien (IHS) glaubt generell nicht an ein kräftiges Wachstum Ende 2020, sondern nur an eine verhaltene Erholung bis Mitte 2021. Für das IHS besteht "weiterhin große Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie". Es geht für die aktuelle Prognose davon aus, dass es zu keinem neuerlichen großflächigen Ausbruch kommt. Die seit Sommer steigenden Infektionszahlen und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen dürften die Konjunktur bereits bis Mitte 2021 belasten, befürchtet das IHS.

Die Arbeitslosenrate, die 2019 nach nationaler Rechnung 7,4 Prozent betrug, dürfte heuer auf 9,8 (Wifo) bis 9,9 (IHS) Prozent klettern und 2021 mit 8,8 bzw. 9,4 Prozent recht hoch bleiben. Nach 0,7 Prozent Budgetüberschuss gemessen am BIP im Vorjahr dürften heuer 9,4 bzw. 11,7 Prozent Budgetdefizit ins Haus stehen, 2021 dürfte das Minus dann 4,7 bzw. 6,1 Prozent Minus betragen. Das Wifo ist hier gegenüber der letzten Prognose von Juni etwas zuversichtlicher geworden, das IHS nicht.

Vom krisenbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit im heurigen Jahr wurde laut Wifo bis September bereits etwa die Hälfte wieder abgebaut. Und: Die Covid-19-Kurzarbeit sorgt zwar für eine starke Verringerung des Arbeitsvolumens - etwa die Hälfte des Rückgangs geht auf ihr Konto -, doch konnten dadurch Jobs erhalten werden. Das IHS begrüßt ausdrücklich die geplante Ausweitung der Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik gegen eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit.

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Besonders kräftige Arbeitsplatzverluste gab es laut IHS mit -10,5 Prozent in der Gastronomie sowie bei "sonstigen Dienstleistungen" (-4,4 Prozent) sowie wirtschaftsnahen Dienstleistungen (-3,6 Prozent) und im Bereich Metall (-3,0 Prozent). In der Sachgüterproduktion gab es ein Minus von 1,5 Prozent, am Bau dagegen einen Anstieg von 2,1 Prozent.

Die staatlichen Hilfen in der Coronakrise begrüßen die Experten, auch wenn das die öffentlichen Haushalte beträchtlich belastet. Kurzarbeitsbeihilfen und Fixkostenzuschüsse treiben die Subventionsausgaben heuer gegenüber 2019 um über 13 Mrd. Euro (bzw. 3,5 Prozent des BIP) in die Höhe, rechnet das Wifo vor. Für die Covid-19-Kurzarbeitsbeihilfe werden 7,8 Mrd. Euro veranschlagt, für die Fixkostenzuschüsse 5 Mrd. Euro. Einen massiven Zuwachs von 5,5 Mrd. Euro (1,5 Prozent des BIP) erwartet das Wifo heuer bei den monetären Sozialleistungen (Arbeitslosengeld, Kinderbonus, Negativsteuer, Anhebung der Notstandshilfe, Zahlungen aus dem Härtefallfonds usw.).

Für den Welthandel rechnet das IHS für heuer mit 8,5 Prozent Rückgang und 2021 mit 5,5 Prozent Zunahme. Österreichs Exportmärkte dürften heuer um 9,0 Prozent schrumpfen, 2021 um 5,5 Prozent wachsen. Die heimischen Exporte sieht das Wifo heuer um 12,4 Prozent niedriger, das IHS rechnet mit 9,6 Prozent Minus.