ORF lässt mit Schwerpunkt zu 100 Jahre Radio aufhorchen

Das Mischpult gehört schon lange zum Grundwerkzeug eines Radiomachers
Am 1. Oktober 1924 nahm die Radio-Verkehrs-AG (RAVAG) mit der Durchsage "Hallo, hallo! Hier Radio Wien auf Welle 530" ihren Sendebetrieb auf. Die Geburtsstunde des Radios in Österreich hatte geschlagen. 100 Jahre später feiert der ORF das runde Jubiläum des Mediums nun ausgiebig auf allen Kanälen. Allein auf Ö1 sind rund 50 Sendungen zum Thema geplant - und im Fernsehen markiert eine große TV-Show mit allerlei Prominenz einen der Höhepunkte des Würdigungsreigens.

"Radio ist immer noch taufrisch trotz seiner langen Geschichte", verwies ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher am Montag bei der Schwerpunktpräsentation auf die Tatsache, dass gegenwärtig mehr als 6 Millionen Österreicherinnen und Österreicher täglich Radio hörten - und das im Schnitt mehr als drei Stunden. Als Erfolgsgründe sieht die Chefin u.a. die schnelle Information, die hohe Vertrauenswürdigkeit, die dem Medium bescheinigt werde, den Umgang mit dem Publikum auf Augenhöhe und Liveprogramm rund um die Uhr.

Der offenbar ungebrochene Höhenflug will ausgiebig gefeiert werden. Federführend ist dabei Ö1. Als eines der Highlights strich Thurnher das am 1. Oktober live auf dem Sender übertragene Jubiläumskonzert mit dem programmatischen Titel "100 Jahre Radio" in der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien hervor. An deren Adresse (Johannesgasse 4) war einst mehrere Jahre lang die RAVAG untergebracht. Der Abend verspricht Werke von vor den Nationalsozialisten geflohenen Komponistinnen und Komponisten ebenso wie aktuelle Positionen inklusive dreier Uraufführungen. Ö1 begeht am 13. Oktober außerdem einen Radiotag, der live aus dem ORF RadioKulturhaus gesendet wird. Eingebettet darin sind etwa eine Spezialausgabe des "Ö1 Quiz" mit ORF-Radiopromis über "Ex libris" zum Verhältnis von Radio und Literatur mit Michael Köhlmeier, Franz Schuh und Daniela Strigl und eine Lesung von Radiourgestein und Ex-Wien-Museum-Chef Wolfgang Kos aus dessen Buch "Das Radio", das am 7. Oktober im Residenz Verlag erscheint.

Darüber hinaus beschäftigt sich der Kultursender beispielsweise mit der Rolle des Radios als Kulturbeschleuniger ("Radiokolleg" von 30. September bis 3. Oktober), magischen Radiomomenten ("Hörbilder" am 5. Oktober), der gesellschaftlichen Kraft des Mediums ("Dimensionen" am 7., 14. und 21. Oktober) oder Radiopiraten und -bastlerinnen ("matrix" am 11. Oktober) und präsentiert zudem ein zweiteiliges "Ö1 Hörspiel-Magazin" mit "großen Stimmen" (5. und 12. Oktober) oder Porträts von Radiopionierinnen und -pionieren ("Radiokolleg" von 14. bis 17. Oktober). Ö3 wiederum macht mit einem "Freaky Friday" bereits am 27. September Party und spielt die größten Hits von den 1920ern bis heute, während FM4 im wöchentlichen "Generation Sound"-Podcast im Herbst der Frage nachgeht, wie sich die nächsten 100 Jahre Radio anhören (könnten). Dazu kommen zahlreiche Beiträge in den ORF-Regionalradios.

Das Fernsehen als "kleine Schwester", wie Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz formulierte, will in Sachen Gratulation freilich keine schlechte Nachrede haben und folglich "alle Facetten" des Mediums beleuchten. Im Mittelpunkt steht das TV-Event "100 Jahre Radio - Die Show" am 18. Oktober in ORF 2 als laut Groiss-Horowitz "eine der größten TV-Shows der vergangenen Jahre". Gemeinsam mit dem Radio-Symphonieorchester (RSO) unter der Leitung von Christian Kolonovits und heimischen Granden von Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich bis zu Seiler & Speer und Christina Stürmer will man zehn Jahrzehnte Radiomusik hochleben lassen.

Darüber hinaus analysiert "Radio - Macht - Geschichte" in der "Menschen & Mächte"-Reihe die Bedeutung des Hörfunks u.a. auch als Propagandamedium (16. Oktober, ORF 2). Der "Kulturmontag" am 21. Oktober zeigt die Doku "Wellen der Zeit - 100 Jahre Radio in Österreich", und ORF III befasst sich im Zweiteiler "In Bild und Ton - Österreichs Rundfunkgeschichte" am 5. Oktober u.a. mit dessen Frühphase oder dem Inkrafttreten des Rundfunkgesetzes im Jahr 1967 als wichtigen medienpolitischen Meilenstein.

Abgerundet werden die mehrwöchigen Geburtstagsfeierlichkeiten mit einer Reihe von Publikationen und Veranstaltungen. Die in der "Ö1 Edition" erschienene CD "Hallo, hallo, hier Radio Wien!" versammelt etwa gut 30 Originalaufnahmen aus den Anfangszeiten des heimischen Hörfunks - von der allerersten Nachrichtensendung über Hermann Leopoldis "Ravagianer" bis zur Reportage über die Landung des Luftschiffs "Graf Zeppelin" in Aspern 1931. An persönliche "Radiomomente" erinnern sich wiederum mehr als 160 Promis im gleichnamigen Buch, das in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö) entstanden ist.

Das Metro Kinokulturhaus veranstaltet von 15. bis 17. November ein eigenes "RadioFilmFestival" und zeigt dabei zehn internationale Streifen, die sich mit der Rolle des Radios in der Gesellschaft befassen. Und wem das noch immer nicht reicht, kann ab 5. Oktober die in Kooperation mit dem ORF konzipierte Sonderausstellung "100 Jahre Radio. Als Österreich auf Sendung ging" mit zahlreichen Exponaten und Hörbeispielen besuchen.

(S E R V I C E - Alle Beiträge zum multimedialen ORF-Schwerpunkt sind unter https://oe1.orf.at/100jahreradio abrufbar.)

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