APA - Austria Presse Agentur

Myanmar: Ostereier als Protest-Symbol gegen Putsch

In Myanmar haben Demonstranten Ostereier zum Symbol ihres Widerstandes gegen die Militärregierung gemacht.

Obwohl das Land überwiegend buddhistisch geprägt ist, verbreiteten Menschen am Sonntag in den sozialen Medien Fotos von Ostereiern mit Slogans gegen den Putsch am 1. Februar. Auch auf Kundgebungen forderten zahlreiche Demonstranten die Rückkehr zur Demokratie. 

Im ganzen Land seien Menschen weiter im Streik, um für ein Ende der Diktatur, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen, teilte die Gefangenenhilfsorganisation AAPP mit, die sich um einen Überblick über die Zahl der Festnahmen und der Opfer bei den Protesten bemüht. Nach ihren Angaben wurden seit dem Putsch 557 Menschen getötet.

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Dennoch gehen in vielen Städten jeden Tag Menschen auf die Straße, oft in kleinen Gruppen. Hunderte versammelten sich in Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes, bis Polizei und Soldaten sie auseinandertrieben. In der Nacht gedachten Menschen mit Kerzen der getöteten Demonstranten.

Der AAPP zufolge sind rund 2.660 Menschen in Gewahrsam. Darunter seien vier Frauen und zwei Männer, die vergangene Woche in der Wirtschaftsmetropole Yangon einem Team des US-Senders CNN Interviews gegeben hätten.

Seit Wochen ist eine oft kreative Kampagne des zivilen Ungehorsams im Gange. Zu Ostern verschickten zahlreiche Bewohner des südostasiatischen Landes Botschaften mit Bildern von Ostereiern, auf denen stand "Frühlingsrevolution", "Wir müssen siegen" und "Hau ab, MAH", womit der Anführer der Militärregierung, Min Aung Hlaing, gemeint ist.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas rief dazu auf, einen Bürgerkrieg in Myanmar abzuwenden. "Die Militärs haben Myanmar innerhalb weniger Wochen an den Rand einer Katastrophe getrieben", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Niemand in der Region kann ein Interesse haben, dass Myanmar im Bürgerkrieg versinkt - auch diejenigen nicht, denen es nicht um die Rettung der Demokratie geht."

Alle Akteure müssten jetzt den Druck auf die Militärregierung erhöhen, damit diese auf die Gesprächsangebote der ASEAN-Staaten eingehe. Innerhalb des Verbandes Südostasiatischer Nationen hat Indonesien die Führungsrolle bei der Suche nach einem Weg aus der Krise in Myanmar übernommen. Myanmar gehört zur Organisation der zehn ASEAN-Staaten, die ihren Sitz in der indonesischen Hauptstadt Jakarta hat.

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Myanmars Militär hatte am 1. Februar geputscht und die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie etliche Führungspersonen ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie (NDL) inhaftiert. An dem Tag hätte das am 8. November gewählte Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen sollen.

Die NDL hatte die Wahl mit großem Vorsprung gewonnen, das Militär erkennt das Ergebnis aber nicht an, spricht von Betrug und hat den Ausnahmezustand verhängt. Suu Kyi werden mehrere Vergehen vorgeworfen, für die sie eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren erhalten könnte. Ihre Anwälte bezeichnen die Anschuldigungen gegen die 75-jährige Friedensnobelpreisträgerin als haltlos.

Der Putsch stoppt den erst wenige Jahre zuvor eingeleiteten Demokratisierungsprozess und weckt Erinnerungen an fast ein halbes Jahrhundert der Militärherrschaft. Nach dem Putsch 1962 hatte das Militär 49 Jahre lang geherrscht.

2011 hatte es begonnen, sich aus der Politik zurückzuziehen, allerdings gab es nie die Kontrolle über die zivile Regierung auf. Die Parlamentswahl im November war die zweite freie Abstimmung seit Ende der direkten Militärherrschaft im Jahr 2011.