APA - Austria Presse Agentur

Osteuropas Wirtschaft erholt sich schneller als erwartet

Die Wirtschaft in den Ländern Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropa erholt sich deutlich rascher als erwartet. Sie profitieren vom starken Wirtschaftswachstum in den USA und in China, aber auch von den besseren Aussichten für die Eurozone. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hat deshalb die Prognose für die Region deutlich nach oben revidiert und rechnet für heuer mit einem BIP-Wachstum von 4,2 Prozent. Ein Haupttreiber ist der private Konsum.

"Trotz der deprimierenden Gesundheitssituation hat die Region im ersten Quartal viel besser abgeschnitten als erwartet, was darauf hindeutet, dass sie sich wirtschaftlich an die Pandemie angepasst hat", erklärte der Hauptautor der WIIW-Sommerprognose, Branimir Jovanovic.

"Wir erwarten, dass vor allem der Haushaltskonsum der Hauptwachstumstreiber sein wird", sagte WIIW-Chef Mario Holzner am Mittwoch bei der Präsentation der Prognose. "Mit dem Abklingen der Pandemie sollte er sich stark verbessern, durch angesammelte Ersparnisse, die sich aufgestaut haben, und, wie wir im ersten Quartal gesehen haben, durch unterstützende Bankkredite für den Haushaltskonsum."

Für zusätzliche Dynamik sorgen ausländische Direktinvestitionen, auch von österreichischen Unternehmen. Auch die Aussichten für österreichische Investoren hätten sich also verbessert.

Die Beschäftigung sollte in der zweiten Jahreshälfte steigen und die Arbeitslosigkeit sinken, erwarten die WIIW-Ökonomen. Die Inflation dürfte vor allem wegen des weltweiten Anstiegs der Energie- und Lebensmittelpreise stärker ausfallen als bisher erwartet. Die durchschnittliche Inflationsrate in den 23 Ländern lag im Mai bei 4,5 Prozent und damit so hoch wie seit 2015 nicht mehr. "Es wird auch Übertragungseffekte auf 2022 geben, wir glauben aber, dass das transitorisch ist, zumindest kurzfristig, und dass es sich 2023 wieder abschwächen wird", so Holzner.

Die steigende Inflation werde auch die Zentralbanken zu Zinserhöhungen zwingen, sechs Zentralbanken in der Region hätten 2021 bereits Zinsschritte gesetzt, weitere dürften folgen. "Angesichts der bisher eher symbolischen Zinserhöhungen dürften die Auswirkungen auf die Wirtschafts- oder Kreditaktivität allerdings marginal bleiben", so die Erwartung der Ökonomen. Auch Österreichs Banken in der Region dürften sie kaum spüren.

"Der Tourismus wird sich sicherlich verbessern, höchstwahrscheinlich aber unter dem Niveau vor der Pandemie bleiben", so Holzner. "Länder mit Touristen aus näheren Destinationen, die mit dem Auto anreisen können, werden sicherlich besser abschneiden, wie beispielsweise Kroatien."

Das Hauptrisiko für die wirtschaftliche Erholung Osteuropas sieht das WIIW in einer neuen Corona-Welle im Herbst und in einer möglicherweise verführten Budgetkonsolidierung.