Ovation für Paolo Conte an der Mailänder Scala
"Ich bin für Menschen, die Brücken bauen, nicht Mauern. Die Kritik an Contes Konzert hat mich überrascht. Heute Abend haben wir ein Publikum von Stammgästen, aber auch von Menschen, die noch nie in der Scala waren", kommentierte Meyer.
Mit "Aguaplano", dem Song, der seinem siebenten Album seinen Titel verleiht, begann Conte sein Konzert. Für ihn wurde die Bühne des ausverkauften Theaters in einen Jazzclub der 1940-er Jahre umgewandelt. Conte war der erste "Cantautore" - italienischer Liedermacher - überhaupt, der in dem legendären Opernhaus sang. In der Vergangenheit hatte sich die Scala geweigert, Konzerte von Stars wie Bob Dylan und Paul MCartney auszurichten.
"Die Scala ist etwas Einzigartiges", erklärte Conte, der für diesen Anlass ein Programm mit einer zehnköpfigen Band ausgearbeitet hatte. Auf die Debatte über sein erstes Scala-Konzert ging er nicht ein. Der Liedermacher aus dem piemontesischen Asti, der von seinen Fans auch "L'Avvocato" (Der Anwalt) genannt wird, begeisterte seine Fans mit Erfolgen wie "Vieni via con me", "Sotto le stelle del jazz", "Come di", "Dancing" und "Gioco d'azzardo". "Viva la musica che ti va nell'anima" (Es lebe die Musik, die in die Seele eindringt) sang Conte unter Applaus.
Mit seinen Songs und der rauchigen Stimme prägt Paolo Conte seit einem halben Jahrhundert ein ganzes Land. Neben Hits wie "Sparring Partner" oder "Via con me" stammt auch eine der inoffiziellen Hymnen Italiens von Conte - das weltbekannte "Azzurro". Den Song komponierte er zunächst für Adriano Celentano und nahm ihn später in sein eigenes Programm auf. Bekannt ist er auch für Songs wie "Genova per noi", in denen er über seine Heimat singt.
"Es ist ein Fehler, diesen Operntempel unzugänglich zu machen. Musik ist universell, sie steht allen offen", sagte Kultur-Staatssekretär Vittorio Sgabi. Er äußerte die Hoffnung, dass die Scala weiteren italienischen Künstlern wie Ornella Vanoni und Adriano Celentano die Tore öffne.
Der Opernexperte Piero Maranghi hatte in einem Brief an den Liedermacher, der von der Tageszeitung "Il Foglio" veröffentlicht wurde, Contes Konzert als "Schlag ins Gesicht der Scala-Geschichte" bezeichnet. Den Auftritt Contes im Opernhaus verglich er mit einer "Entweihung". Der Opernexperte warnte vor einem "gefährlichen Präzedenzfall", der das Opernhaus für Popmusik-Konzerte öffnen könnte.
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