APA - Austria Presse Agentur

Paketaufkommen in Wien steigt stetig

In Wien steigt die Zahl der Online-Shopper stetig und damit auch das Paketaufkommen. Ein Trend, der sich durch die Corona-Pandemie noch verfestigt habe, sagte Standortanwalt Alexander Biach im Gespräch mit Journalisten. Deshalb sucht die Wirtschaftskammer nach einer umweltfreundlicheren Zustelllogistik. Die Vermeidung von Leerfahrten ist dabei ein Schlüssel. Lösungen könnten die Digitalisierung und der Ausbau von Paketboxen bringen.

Mit durchschnittlich 36 Paketen pro Kopf und Jahr (nur Privat-, ohne Geschäftskunden, Anm.) liegt Wien deutlich über dem Österreich-Schnitt von 18 und sogar leicht über dem Level von Deutschland (32). 2019 wurden in der Bundeshauptstadt in Summe 95,7 Mio. Pakete zugestellt - ein neuer Rekord. 2018 waren es 87,6 Mio., im Jahr 2014 überhaupt erst 55,4 Mio. Heuer rechnet man mit rund 110 Mio. Packerln. "Da ist der Corona-Impact noch gar nicht mitberechnet", gab Biach zu bedenken.

Und das Wachstum wird weitergehen. Berechnungen weisen für Wien 2025 bereits 150 Mio. Pakete aus - im Extremfall sogar 190 Mio. und damit eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Nun stelle sich die Frage, wie man die internationalen Klimaziele erreichen könne, "obwohl es zu massiven und auch nicht abwendbaren Volumensteigerungen kommt", verwies der Standortanwalt auf die Transportlogistik als einen der wesentlichen Emissionstreiber.

Wie könnten also Ansätze ausschauen, um den CO2-Ausstoß in diesem Bereich trotz Mehraufkommens zu verringern? Margaretha Gansterer, Vorständin des Instituts für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement an der Universität Klagenfurt, berichtete von zwei Zugängen. Einerseits gibt es die Möglichkeit von Kollaborationen von Transportdienstleistern über digitale Plattformen. Dadurch könnten überlappende Touren effizienter gebündelt werden, wodurch nicht sämtliche Anbieter ständig "kreuz und quer durch die Stadt fahren" müssten. Internationale Beispiele zeigten Emissionseinsparungen von 30 bis 60 Prozent. "Technische Mechanismen" würden gleichzeitig verhindern, dass die teilnehmenden Unternehmen durch Herausgabe von Daten einen Nachteil im Konkurrenzkampf hätten, versicherte die Wissenschafterin.

Andererseits helfen Paketboxen, Leerfahrten zu verhindern. Denn die große und auch kostentreibende Herausforderung bestehe derzeit darin, die Pakete in jenen Zeitfenstern zu liefern, in denen die Kunden auch zu Hause anzutreffen sind. Denn kann die Lieferung nicht abgegeben werden, muss ein neuer Zustellversuch erfolgen. Mit stationären oder mobilen Abholstationen, die im Optimalfall von mehreren Paketservices befüllt werden können, ergibt sich für Anbieter und Kunden mehr Flexibilität.

Davor Sertic, Spartenobmann im Bereich Transport und Verkehr in der Wiener Wirtschaftskammer, forderte deshalb die verpflichtende Errichtung von Paketboxen in Neubauten. Man sei mit der Stadt darüber im Gespräch. Ziel sei jedenfalls, dies in der Bauordnung zu verankern. Im Rahmen des Projekts "Logistik 2030+" will die Kammer außerdem mehr Leerstandsflächen in der Innenstadt als Logistik-Hubs nutzen, um von dort die Ware auf der "letzen Meile" effizienter zum Endkunden zu bringen. Darüber hinaus sollen auch Park-and-Ride-Anlagen und Umsteigeknoten mit Abholboxen bestückt werden.