Papst sprach vor Studierenden in Lissabon

Papst sprach vor Studierenden in Lissabon
Am zweiten Tag seiner Portugal-Reise hat Papst Franziskus am Donnerstagvormittag vor mehreren tausend Studierenden der Katholischen Universität in Lissabon gesprochen. In seiner Rede rief der Papst laut Kathpress auf, die akademische Bildung als Auftrag für die gesamte Gesellschaft zu begreifen.

Eine Universität dürfe nicht dazu dienen, das "derzeitige elitäre und ungleiche System in der Welt aufrechtzuerhalten, in dem die höhere Bildung ein Privileg für wenige bleibt", erklärte Franziskus und fuhr fort: "Wenn Wissen nicht als Verantwortung wahrgenommen wird, wird es steril. Wenn jene, die eine höhere Bildung genossen haben (die heute in Portugal und in der ganzen Welt weiterhin ein Privileg ist), nicht danach streben, etwas von dem zurückzugeben, was sie erhalten haben, haben sie nicht ganz verstanden, was ihnen zuteil wurde."

Mit Nachdruck appellierte der Papst an die Studierenden, sich für eine umfassende ökologische Wende in Politik und Wirtschaft einzusetzen. Es sei "neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen. Denn im Namen des Fortschritts hat man für zu viel Rückschritt den Weg gebahnt."

An dem Treffen unter freiem Himmel nahmen rund 7.000 Menschen teil, darunter Studentinnen und Studenten, Akademiker sowie Vertreter von Zivilgesellschaft und Kirche. Danach war eine Begegnung des Papstes mit 25 Studierenden vorgesehen, die als Flüchtlinge mit Unterstützung des Papst-Franziskus-Fonds nach Portugal gekommen waren. An der 1967 gegründeten katholischen Universität studieren derzeit etwa 12.000 Personen.

Papst Franziskus traf in Lissabon auch junge Menschen aus der Ukraine. Der Papst habe die berührenden Geschichten der 15 Männer und Frauen angehört und ihnen seine Nähe zugesichert, teilte der Vatikan laut Kathpress am Donnerstag mit. Die rund 30-minütige Begegnung fand in der Vatikanbotschaft in Lissabon statt, wo sich Franziskus während des Weltjugendtags aufhält. Die Pilgerinnen und Pilger, die von einem ukrainischen Regierungsberater begleitet wurden, beteten im Anschluss das Vaterunser mit dem Papst. Etwa 500 der rund 600.000 Teilnehmer auf dem Weltjugendtag kommen aus der Ukraine.

Die Teilnehmer des Weltjugendtags haben sich unterdessen am Donnerstag auf das erste große Zusammentreffen mit dem Papst vorbereitet. Am frühen Abend wollen die jungen Gläubigen bei einer Feier im Lissabonner Park "Eduardo VII" Franziskus offiziell willkommen heißen.

Am Vorabend hatte sich der 86-Jährige mit 13 Betroffenen von sexuellem Missbrauch durch Geistliche getroffen und ihnen nach Angaben des Vatikans "intensiv zugehört". Laut dem unabhängigen Bericht einer Kommission wurden in Portugal seit den 1950er Jahren mindestens 4815 Kinder von Mitgliedern der Kirche, vor allem Priestern, missbraucht.

Zum Weltjugendtag, der größten katholischen Veranstaltung der Welt, erwartet die Kirche rund insgesamt rund eine Million hauptsächlich junge Menschen. Das Programm der sechstägigen Großveranstaltung reicht von Kulturveranstaltungen und Debatten bis hin zu Gebetsstunden und Messen.

Auf dem Programm des 86-jährigen Papstes, der nach einer Bauchoperation im Juni mehrere Tage im Krankenhaus gelegen war, stehen elf öffentliche Auftritte und rund 20 Treffen. Am Samstag besucht er den Wallfahrtsort Fatima nördlich von Lissabon. Am Sonntag leitet er den Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages in einem Park am Rande Lissabons.

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