APA - Austria Presse Agentur

Pensionskassen glauben an Reformwillen der neuen Regierung

Die Pensionskassen sind zuversichtlich, dass die Regierung weitere Reformen für die zweite Altersvorsorge-Säule setzen wird. Optimistisch ist man aufgrund des Regierungsprogramms, das ein klares Bekenntnis zum Drei-Säulen-Modell - staatlich, betrieblich, privat - sowie zu einer General-Pensionskasse enthält, die für alle offen sein könnte. Derzeit ist erst ein Viertel der Arbeitnehmer drinnen.

Die Politik sollte rasch den Rahmen für einen General-Pensionskassen-Vertrag schaffen, mit der Möglichkeit steuerfreier Übertragungen, forderte Pensionskassen-Fachverbandsobmann Andreas Zakostelsky am Donnerstag. Dabei wäre es sinnvoll, die Auszahlungsmöglichkeiten bei der Abfertigung Neu abzuschaffen, meinte er. Die bei den Vorsorgekassen gesammelten Gelder sollten bis zum individuellen regulären Pensionsantritt dort liegen bleiben müssen, dann sollte jeder entscheiden können, ob er oder sie für eine Auszahlung oder einen Transfer zu einer anderen Vorsorgeeinrichtung plädiert, etwa einer Pensionskasse. Derzeit kann auch an eine betriebliche Kollektivversicherung oder private Zusatzversicherung transferiert werden.

Auch bezüglich der steuerlichen Reformwünsche, die die Branche seit Jahren hat, zeigte sich Zakostelsky in einem Pressegespräch optimistisch. Die neue Regierung werde angesichts ihres Bekenntnisses zum Drei-Säulen-Modell und einem General-Pensionskassenvertrag "Maßnahmen überlegen" und diese sicher auch "zu Ende denken". Schon die letzte Koalition von Kanzler Sebastian Kurz habe ja entsprechende Pläne für die zweite Steuerreform-Etappe gehabt, "die Regierung endete aber recht abrupt auf einer Insel", so der Fachverbandsobmann. Die Branche möchte die Förderung auch der Arbeitnehmerbeiträge (steuerlich oder via Prämienmodell) sowie - als Gleichstellung - eine steuerliche Absetzbarkeit auch für Eigenbeiträge der Arbeitgeber.

2019 haben die acht Pensionskassen dank einer besseren Entwicklung an den Börsen den höchsten Wertzuwachs des verwalteten Vermögens seit dem Jahr 2005 erzielt. Die Performance lag 2019 bei 11,79 Prozent. 2018 war das Veranlagungsergebnis mit 5,14 Prozent negativ gewesen, was vielen Zusatzpensions-Beziehern Rentenkürzungen bescherte. Ähnlich gut wie 2019 war die Performance zuletzt 2005 mit 11,37 Prozent, in den 90ern gab es zwei noch bessere Jahre.

Im langjährigen Schnitt - die Kassen gibt es seit 29 Jahren - betrug das Anlageergebnis 5,40 Prozent pro Jahr, trotz der fünf Jahre mit negativer Performance. Um das geschichtlich aufzuarbeiten, soll in einigen Monaten eine "Historikerkommission" ihre Arbeit aufnehmen, auf die sich Seniorenrat und Fachverband verständigt haben. Näheres könne man im Februar dazu sagen, so Zakostelsky zur APA. Auch mit Details zum Thema "Nachhaltige Veranlagung" will man dann aufwarten.

Zuletzt hatten die Pensionskassen laut Zakostelsky 31,09 Prozent der verwalteten Gelder in Aktien investiert und bereits 6,96 Prozent in Immobilien. Das habe auch in der seit drei Jahren bestehenden Null-Zins-Phase doch gute Renditen ermöglicht, wie etwa 2017 und 2019. Der Rest steckt überwiegend in festverzinslichen Papieren. 2019 wuchs das Anlagevermögen um 2,9 Mrd. Euro oder um 13,4 Prozent auf 24,59 Mrd. Euro.

Seit 1991 haben die Kassen laut Fachverband 22 Mrd. Euro an Einzahlungen erhalten und 10,6 Mrd. Euro Auszahlungen vorgenommen. Zu den 11,4 Mrd. Euro verbleibendes Kapital kamen nochmals 13,1 Mrd. Euro Wertzuwachs hinzu, den die Kassen erwirtschaftet habe - in Summe sind es dann die 24,59 Mrd. Euro.

Voriges Jahr haben die Pensionskassen in Summe 704 Mio. Euro an Zusatzpensionen ausgezahlt, je Pensionskassenpension waren das im Schnitt monatlich 451 Euro. Die Zahl der Firmenpensions-Berechtigten wuchs 2019 um 29.000 Personen auf 976.574 - 111.381 davon bezogen bereits eine Zusatzrente.

Derzeit ist mit fast einer Million Menschen beinahe ein Viertel der unselbstständig Erwerbstätigen im Pensionskassensystem - Zakostelsky schätzt, dass es in einem Jahrzehnt (bis 2030) etwa jeder Zweite sein wird, also 50 Prozent. Mit dem "Hebel" General-Pensionskassenvertrag sollte dieses Ziel leichter erreichbar sein.