APA - Austria Presse Agentur

Personale von Samuel Fosso in Salzburger Museum der Moderne

Mit der ersten Personale von Samuel Fosso setzt das Salzburger Museum der Moderne seinen Weg fort, den Blick des Publikums über das westliche Kunstschaffen hinaus auf andere Kontinente zu weiten. Der 1962 in Kamerun geborene Fosso gehöre zu den renommiertesten Stimmen der zeitgenössischen Fotografie Afrikas, sagte Kurator Jürgen Tabor am Freitag bei der Präsentation der umfassenden Werkschau, die bis 10. April 2023 im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg zu sehen ist.

Während Fosso, der selbst zur Eröffnung der Ausstellung nach Salzburg gekommen ist, im französischen, britischen und angloamerikanischen Raum schon zu den bekannten Namen gehört, ist er beim deutschsprachigen Publikum noch wenig präsent. Das ändert sich gerade. Parallel zur Salzburger Präsentation gebe es derzeit auch eine Personale des afrikanischen Künstlers in Neu-Ulm, berichtete Tabor.

Das Selbstporträt ist eine zentrale Säule der Arbeit von Fosso, der schon im Alter von 13 Jahren ein Studio für Porträtfotografie in Bangui in der Zentralafrikanischen Republik eröffnete. Er hatte als Kind mehrere Jahre bei seinen Großeltern in einem Dorf in Nigeria gelebt. Nach dem Biafra-Krieg musste er zu seinem Onkel nach Bangui ziehen. Der Großmutter, die sich Sorgen um den Enkel machte, schickte er nach typischen Magazinszenen der 1970er-Jahre inszenierte Selbstporträts in Schwarz-Weiß, um ihr zu zeigen, dass es ihm gut gehe, erzählte der Künstler. Untertags fotografierte er seine Kunden, abends inszenierte er seine privaten Bilder, die erstmals 1994 bei der Bamako Encounters – African Biennial of Photography gezeigt wurden.

Noch stärker von Inszenierung ist eine Serie geprägt, die 1997 von der französischen Kaufhauskette Tati beauftragt wurde. Die farbenfrohen Selbstporträts spüren den Archetypen westlicher und afrikanischer Gesellschaften nach: dem Golfer, der bürgerlichen Frau, dem Geschäftsmann, dem Rocker und dem Stammeshäuptling, der im Zeitalter des Kolonialismus den Verlockungen von Macht und Geld erlegen ist. Dieses Aufzeigen der Mittäterschaft von afrikanischen Häuptlingen am Kolonialismus sei ihm bei diesem Bild, das ein zentrales Werk der Schau ist, wichtig gewesen, betonte Fosso.

Eine sehr persönliche Arbeit ist die 2003 entstandene Serie "Der Traum meines Großvaters". Dieser war Heiler und wollte, dass der Enkel diese Funktion im Dorf von ihm übernimmt. Doch der Krieg und der Tod des Großvaters verunmöglichten diese Pläne. In der autobiografisch geprägten Arbeit inszeniert sich Fosso in einem Leben, das er hätte leben können, wenn es anders gekommen wäre. Bei diesem "Herzensprojekt" spürt er den Ritualen, Zeremonien und Aufgaben des Großvaters nach. Es wirkt auf den ersten Blick wie eine ethnografische Arbeit, ist aber tatsächlich autobiografisch geprägt – und auch deshalb der wohl berührendste Teil der Ausstellung.

Eindrucksvoll sind auch die schwarz-weißen Selbstporträts, die Fosso in den Serien "African Spirits" und "Emperor of Africa" als Protagonistinnen und Protagonisten der Unabhängigkeits- und Bürgerrechtsbewegung zeigen. Es sind Reinszenierungen bekannter Aufnahmen von Menschen wie Martin Luther King, Haile Selassie, Muhammad Ali oder Patrice Lumumba, die den Originalen oft täuschend ähnlich sind und gerade deshalb den Blick für Trennendes und Verbindendes schärfen.

(S E R V I C E: "Samuel Fosso", 22. Oktober 2022 bis 10. April 2023, Museum der Moderne, Mönchsberg 32, 5020 Salzburg, www.museumdermoderne.at)