APA - Austria Presse Agentur

Pflegende Angehörige durch Pandemie belastet

Die Pandemie war für alle belastend, doch für die Gruppe der pflegenden Angehörigen dürfte es laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Volkshilfe noch um einiges schlimmer gewesen sein: Für sechs von zehn Befragten wurde die Betreuung aufwendiger, zudem ist deren Lebensqualität deutlich gesunken, hieß es bei einer Online-Pressekonferenz. Insgesamt wurden 100 armutsbetroffene pflegende Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen befragt.

Die Ergebnisse könnten nur bedingt als repräsentativ gelten, doch hätten sie laut Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher drastische Erkenntnisse erbracht. Einerseits sei gerade zu Beginn die professionelle Pflege zurückgefahren worden, um das Personal vor Ansteckung zu schützen, wodurch viel an den Angehörigen hängen geblieben wäre und diese durch das Fehlen von fachlicher sowie familiärer und privater Unterstützung nicht mehr entlastet wurden.

Laut Sacher sei zudem die mobile Pflege vernachlässigt worden. Es hätte kaum Maßnahmen gegeben, um deren Mitarbeiter vor Ansteckung zu schützen, es habe keine Teststrategie gegeben und man hätte sich zu sehr auf den stationären Bereich konzentriert. "Und bei der Impfpriorisierung hat man an die mobile Pflege zuletzt gedacht." Aus all dem seien die entsprechenden Lehren zu ziehen. "Das darf sich nicht mehr wiederholen", betonte der Volkshilfe-Präsident.

Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe, zitierte aus der Umfrage: Für fast zwei Drittel sei die Betreuung aufwendiger geworden, 35 Prozent hätten pro Tag ein bis zwei Stunden, 14 Prozent sogar bis zu vier Stunden mehr dafür benötigt. Wurde die Lebensqualität nach Schulnoten zuvor mit ein bis zwei bewertet, waren es danach drei bis vier. "Fast die Hälfte bewertet die Regierungsarbeit eher negativ." Wobei die Volkshilfe hier neben den 15 Prozent "Nicht genügend" auch die 29 Prozent "Genügend" als negativ wertet.

Für Fenninger sei ein Ansatz, mehr Menschen in die Pflege zu bringen, etwa indem Arbeitslose entsprechend umgeschult werden. Damit könnte mehr Zeit für den Einzelnen aufgewendet und einem Trend zur Industrialisierung in der Pflege entgegengewirkt werden. Hier solle der Finanzminister den Ländern entsprechende Mittel zur Verfügung stellen. Derzeit wären viele überlastet und er habe die Sorge, dass einige nicht im Beruf bleiben werden.