APA - Austria Presse Agentur

Planeten und ihr Leben könnten Tod ihres Sterns überleben

Forscher haben den ersten intakten Planeten entdeckt, der einen Weißen Zwerg umkreist.

Das bedeutet, dass Planeten von der Größe Jupiters den Tod ihres Sterns überleben können, berichten die Forscher, darunter die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger, im Fachjournal "Nature". Das könnte auch für kleinere Felsplaneten und mögliches Leben darauf gelten. Sonnenähnliche Sterne blähen sich am Ende ihrer Lebenszeit zu Roten Riesen auf und verschlingen dabei alle Planeten in ihrer Nähe, ehe sie zu einem Weißen Zwerg kollabieren. Daher hielt man es bisher für unwahrscheinlich, Planeten in der Nähe Weißer Zwerge zu finden. Es gab zwar einige Anzeichen dafür, bisher wurden aber keine intakten Planeten nachgewiesen.

Andrew Vanderburg von der Universität von Wisconsin hat nun gemeinsam mit Kollegen, darunter Lisa Kaltenegger, Direktorin des Carl Sagan Instituts an der Cornell University (USA), u.a. mit Daten des NASA-Weltraumteleskops TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) einen Riesenplaneten entdeckt. Der Gasplanet umkreist den Weißen Zwerg "WD 1856+534" alle 1,4 Tage und hat nicht mehr als die 14-fache Masse des Jupiters.

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Um nicht zerstört zu werden, als sich sein Stern zu einem Roten Riesen aufblähte, muss der Planet mehr als eine Astronomische Einheit (die Entfernung zwischen Erde und Sonne) von seinem Stern entfernt gewesen sein. Wie er in die nun beobachtete nahe Umlaufbahn kam, ist noch unklar.

Suche nach weiteren kleineren Planeten

Dass Planeten das Sterben ihres Sterns intakt überstehen können, bedeutet für die Astronomen jedenfalls vielversprechende künftige Arbeit. "Wir können nun etwa nach anderen, kleineren Planeten rund um Sternenkerne suchen", so Vanderburg. Sollte es sich dabei um erdähnliche, also felsige Planeten handeln, mit flüssigem Wasser auf der Oberfläche, die möglicherweise Leben bergen, könnte man Spuren dieses Lebens mit Hilfe des James Webb-Weltraumteleskops der NASA und ESA nachweisen, schreibt Kaltenegger in einer im "Astrophysical Journal Letters" veröffentlichten Arbeit.

Sie hat mit ihrem Team Modelle und Werkzeuge entwickelt, um Lebenszeichen in der Atmosphäre von Planeten nachzuweisen. Mit dem Webb-Teleskop, das im Oktober 2021 ins Weltall starten soll, könnten "die starken atmosphärische Signale, die ein erdähnlicher Planet erzeugen würde, wenn er vor einem Weißen Zwerg vorbeizieht, erfasst und damit Lebenszeichen, wenn es denn solche gibt, aufgespürt werden", sagte Kaltenegger.

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Konkret könnten mit dem Weltraumteleskop innerhalb weniger Stunden Wasser und Kohlendioxid in der Atmosphäre eines solchen Exoplaneten nachgewiesen werden. In zwei Tagen Beobachtungszeit ließen sich Biosignaturen wie Ozon in Kombination mit Methan registrieren. Mit dem Weltraumteleskop TESS, dessen wissenschaftlichen Team Kaltenegger angehört, soll nun nach solchen felsigen Planeten gesucht werden, die Weiße Zwerge umkreisen.

Für die Astrophysikerin bringt die Entdeckung jedenfalls spannende Fragen mit sich: "Was ist, wenn der Tod eines Sterns nicht das Ende von Leben auf Planeten um diesen Stern bedeutet? Könnte das Leben weitergehen, selbst wenn unsere Sonne erlischt?" Lebenszeichen auf Planeten von Weißen Zwergen würden jedenfalls "nicht nur die unglaubliche Hartnäckigkeit von Leben zeigen, sondern vielleicht auch einen Blick in unsere Zukunft", so Kaltenegger.

Service: Arbeit in "Nature": http://dx.doi.org/10.1038/s41586-020-2713-y; Arbeit in "Astrophysical Journal Letters": http://dx.doi.org/10.3847/2041-8213/aba9d3