Plus 19 Prozent bei Geldwäsche-Verdachtsmeldungen

2023 gingen mehr Geldwäsche Verdachtsmeldungen ein
Die Verdachtsmeldungen im Bereich Geldwäsche sind im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf 8.242 Akteneingänge angestiegen. Auch hier schlage sich der steigende Trend zu Cybercrime nieder, betonte Manuel Scherscher, Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt, im Zuge eines Hintergrundgesprächs anlässlich des am Donnerstag veröffentlichten Geldwäscheberichts 2023. Rund 34 Prozent der Meldungen konnten dabei Betrugsdelikten zugeordnet werden.

Denn oft seien diese der Grund für Geldwäsche, so der Spitzenbeamte. "Wir reden hier vor allem von Internetbetrug: Phishing-Attacken, Tochter-Sohn-Betrügereien", so Scherscher. Oft lieferten der Polizei dabei sogenannte "Money Mules" entsprechende Verdachtsmomente. "Das sind Privatpersonen, die für einen kleinen Betrag ihre Konten zur Verfügung stellen, damit da Fremdgeld drüber läuft." Meist gaukelten diese dabei Unwissen und Naivität vor. Immer wieder betätigten sich jedoch auch die gleichen Personen als "Geldesel" für Kriminelle. Die Konsequenz: "Sie fassen Strafen aus."

6.482 Verdachtsmeldungen stammten 2023 von Banken, gefolgt von 1.021 Meldungen durch Dienstleister im Bereich virtueller Währungen oder Krypto-Exchanger. Die Polizei rechnet künftig jedoch mit einem Anstieg der Meldungen aus dem Krypto-Bereich. Die weiteren Anteile entfielen auf Glücksspielanbieter, Rechtsanwälte, Notare, Versicherungen, Steuerberater oder sonstige Berufsgruppen. Scherscher und sein Kollege Louis Verdier, Leiter der Geldwäschemeldestelle im Bundeskriminalamt, betonten in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Bewusstseinsbildung bei "Partnern" in der Privatwirtschaft sowie jene des Austausches mit Unternehmen. "Denn nur so bekommen wir die Infos und die Hinweise", sagte Verdier.

Er verdeutlichte diesen Umstand am Donnerstag anhand der Schilderung des "Fin-Link"-Falles. Dabei wurden vergangenes Jahr durch eine kriminelle Gruppierung, wie Verdier erzählte, "massenweise SMS" unter dem Deckmantel des Finanzamts verschickt. In den Textnachrichten wurde den Empfängern vorgegaukelt, dass eine saftige Steuernachzahlung ausständig sei und bei Zahlungsunterlassung eine Pfändung durch einen Exekutor drohe. Dieses Massenphänomen sei jedoch durch die Polizei noch rechtzeitig erkannt worden. "Wenn wir direkt mit den Banken kommunizieren können, auch über ganz bestimmte Warnhinweise, dann können sie in ihren Monitoring-Systemen die Stellschrauben so einrichten, dass solche Überweisungen auffallen", sagte er. "Es ist uns dann gelungen, dass wir 340.000 bis 360.000 Euro aufhalten konnten, weil die Banken erkannt hatten, dass ein Kunde von ihnen versuchte, Geld zu überweisen."

Beschäftigt hat die Kriminalisten im vergangenen Jahr jedoch auch ein anderes Phänomen. "Wir haben ab 2023 ganz stark gemerkt, dass immer mehr Österreicherinnen und Österreicher mit Konten auf ihren Namen konfrontiert sind, die sie nie eröffnet haben", so der Geldwäsche-Experte. Schnell sei erkannt worden, dass dieser Trend in Zusammenhang mit der Möglichkeit stehe, im Internet ein Konto zu eröffnen. So gebe es heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, im Netz täuschend echte Ausweise und Reisepässe zu erstellen, im Gegenzug dazu sei jedoch bei vielen Banken die Online-Identifizierung mangelhaft. "Wir sind draufgekommen, dass bei den Online-Eröffnungen in Österreich offenbar nicht nur mehr der Ausweis in die Kamera gezeigt werden muss. Es reicht, wenn man im Identifikationsverfahren eine Kopie seines Reisepasses als PDF-Datei übermittelt", so Verdier. Die Finanzmarktaufsicht nimmt darum aktuell auch die Prüfverfahren von zahlreichen Banken unter die Lupe.

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