Popper und Klimek: Impfungen noch nicht ausbreitungsmindernd

Popper: "Rein vom Impfen ist es, knallhart formuliert, zu früh"
Für die geplanten Öffnungsschritte ab 19. Mai sind in Österreich zwar zu wenige Leute geimpft, aber saisonale Effekte könnten dieses Manko wettmachen, erklärte der österreichische Covid-19-Modellierer Niki Popper bei einem Online-Vortrag.

"In Summe sehen wir das für 19. Mai positiv", sagte er. Dass die Impfwirksamkeit "ausbreitungsmindernd" ist, wäre erst ab Juni zu erwarten. "Wir haben also noch ein Fenster, wo ein Anstieg kommen kann", so Experte Peter Klimek.

"Rein vom Impfen ist es, knallhart formuliert, zu früh", so Popper, der am Centre for Computational Complex Systems (COCOS) der Technischen Universität (TU) Wien arbeitet. Laut Modellen wäre es aufgrund der gelieferten Impfdosen bis Ende Juni machbar, dass 65 Prozent der Menschen in Österreich durch Impfungen oder durchlebte Infektionen immun gegen das SARS-CoV-2 Virus sind. Von der Impflogistik her wird man diese Rate aber nicht schaffen, meint er. Außerdem würde "fehlende Adhärenz" der Menschen die Durchimpfung verzögern, das heißt "weil nicht genug Leute mitmachen". Sehr wohl würden die Impfungen aber schon die Zahl der Spitalsaufenthalte und Patienten auf den Intensivstationen wegen Covid-19-Infektionen senken.

Wenn man die Saisonalität einbezieht, sehe es aber besser aus, meinte Popper. Wie stark sie sich auswirkt, könne man aber noch nicht genau sagen. Deshalb wäre durchaus noch ein Anstieg möglich, so Peter Klimek vom Complexity Science Hub (CSH) in Wien. Wichtig sei auch, dass man regional genau beobachtet, was passiert, erklärte er bei dem vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) organisierten Vortrag.

Bisher 20 Covid-Fälle trotz Vollimmunisierung

Laut dem wöchentlichen Nebenwirkungsbericht des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) ist bisher bei 20 Personen in Österreich ist bisher trotz einer Vollimmunisierung mit einer Corona-Schutzimpfung eine Covid-19-Erkrankung mit Symptomen aufgetreten. Sechs Betroffene eines solchen "Impfdurchbruchs" sind demnach in der Folge verstorben, bei zwei weiteren wurde ein Krankenhausaufenthalt gemeldet. SARS-CoV-2-Infektionen ohne Erkrankungssymptome werden nicht mitgezählt.

Im Fall von Covid-19-Impfstoffen sind für einen vollständigen Impfschutz herstellerabhängig ein bis zwei Dosen notwendig und danach muss eine gewisse Zeitspanne zur Entwicklung einer entsprechenden Immunantwort abgewartet werden. Eine auftretende Covid-19-Erkrankung wird dann als Impfdurchbruch gemeldet, wenn nach der zweiten Dosis ein Zeitraum von sieben Tagen bzw. nach der einzigen Dosis ein Zeitraum von 28 Tagen oder mehr verstrichen ist.

Gemeldete Fälle von Biontech/Pfizer

Alle gemeldeten Erkrankungsfälle von Geimpften betrafen bisher den Hersteller Biontech/Pfizer. Mit diesem Vakzin wurden allerdings auch die meisten Impfungen durchgeführt und mit AstraZeneca sind durch das längere Intervall bis zur zweiten Dosis erst vergleichsweise wenig Menschen in Österreich voll immunisiert. Bis zum Ende des Berichtszeitraums am 30. April waren 3.132.230 Impfungen im E-Impfpass eingetragen. 2.168.070 Dosen des Biontech/Pfizer-Vakzins, 287.555 von Moderna und 676.580 Einheiten von AstraZeneca wurden bis dahin verabreicht, hält das BASG fest.

Bei diesen drei Impfstoffen sind im Unterschied zum bis dahin in Österreich noch nicht verimpften Johnson&Johnson-Vakzin zwei Dosen vorgesehen. Laut Impf-Dashboard des Gesundheitsministeriums hatten am 30. April 846.193 Menschen in Österreich eine zweite Dosis erhalten. Sieben Tage zuvor, am 23. April, waren es demnach 782.684. Dieser Zahl stehen in Relation die bisher 20 gemeldeten Fälle gegenüber, in denen die erhoffte Schutzwirkung ausgeblieben ist.

Das Ausbleiben einer Wirkung bei einer Impfung ist "besonders relevant und sollte in jedem Fall gemeldet werden", betont das BASG. Die betroffene Person muss SARS-CoV-2 positiv getestet sein und zusätzlich Symptome wie z.B. Fieber, Kurzatmigkeit, Husten oder Geruchs- bzw. Geschmacksverlust haben. Eine Infektion ohne erkennbare Erkrankung wird laut BASG deshalb nicht als Impfdurchbruch eingestuft, da die aktuell zugelassenen Covid-19-Impfstoffe zur Verhinderung von Erkrankungen entwickelt wurden.

Service: Meldeformulare für Nebenwirkungen: https://www.basg.gv.at/marktbeobachtung/meldewesen/nebenwirkungen - Wöchentliche BASG-Berichte: https://www.basg.gv.at/ueber-uns/covid-19-impfungen

Laut Klimek ist ein Anstieg noch möglich
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA

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