APA - Austria Presse Agentur

Praevenire-Gesundheitstage: Covid-19 - Enorm viele Hoffnungsprojekte

Die medizinische Wissenschaft hat mit Covid-19 einen bisher noch nie dagewesenen Sprint in Richtung neuer Therapien und SARS-CoV-2-Impfstoffe hingelegt. Doch laut Elisabeth Lackner (GBA Group Pharma) wird es trotzdem zumindest noch eine Weile dauern, bis eine breit verfügbare Vakzine vorhanden ist.

Möglicherweise könnten Antikörper-Therapien vorerst eine gute Alternative darstellen, erklärte sie am Mittwoch bei den Praevenire-Gesundheitstaten im Stift Seitenstetten. "Zu Covid-19 gibt es derzeit weltweit 810 Projekte zu Therapien und Impfstoffen. 420 sind in klinischen Studien. Es gibt rund 300 Impfstoffprojekte, 40 davon am Menschen, neun in der Phase III (Wirksamkeit, Verträglichkeit; Anm.). Auch das ist etwas, das wir noch nie hatten. Zwei Medikamente - Remdesivir und Convaleszenten-Plasmas - haben eine Notfallzulassung erhalten", erklärte Elisabeth Lackner von Europas größtem Service-Provider für die Pharma- und Biotech-Industrie.

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Zuviel Optimismus nicht angebracht

Man sollte bezüglich schützender SARS-CoV-2-Vakzine derzeit nicht zu optimistisch sein, erklärte die Expertin. Das betreffe vor allem das Ausweiten der Kapazitäten vom anfänglichen Labormaßstab bis hin zur Versorgung von Milliarden Menschen. Man müsse da vom Labor bis zu einem "Riesenmaßstab" gehen. "Die meisten Impfstoffe müssen beim Transport zwei bis acht Grad Celsius haben. Man hat ausgerechnet, dass man für den weltweiten Transport dafür 8.000 Boeing-747-Flugzeuge benötigen würde. mRNA-Impfstoffe hingegen sind nicht stabil. Sie müssen bei minus 80 Grad Celsius gehalten werden. Dafür haben wir noch keine weltweite Lieferkette", sagte die Expertin.

Die Mengen an notwendiger Vakzine seien enorm. "Sieben der neuen Vakzine müssen zweimal gegeben werden", sagte Elisabeth Lackner. Man könne auch längst nicht voraussetzen, dass ein SARS-CoV-2-Impfstoff hundertprozentig wirke. Bedeutend könnte aber auch sein, wenn ein Impfstoff mit geringerer Erfolgsrate auch nur die schweren Verlaufsformen von Covid-19 verhindere. Unerhört wichtig sei die Unterstützung der Industrie durch die Staaten. "Kein einziger Pharmakonzern würde sonst Produktionskapazitäten schaffen. Derzeit werden sie aber ausgebaut", sagte Elisabeth Lackner. Das österreichisch-französische Impfstoffunternehmen Valneva hätte beispielsweise von Großbritannien 1,3 Milliarden Euro für eine allfällige Produktion zugesagt bekommen.

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Notfallzulassung Jänner oder Februar

Laut der Expertin wäre am ehesten für den kommenden Jänner oder Februar mit einer Notfallzulassung der ersten Vakzine für einen eingeschränkten Kreis von Personen zu rechnen. Eine andere Möglichkeit könnten monoklonale Antikörper sein, die als eine Art Passiv-Impfung wirken oder auch zur schnellen Therapie einer SARS-CoV-2-Infektion verwendet werden. Die US-Pharmakonzerne Regeneron und Eli Lilly entwickeln das. "Mit der Antikörpertherapie könnten wir das bekommen, was wir von einem Impfstoff erwarten - beispielsweise die Linderung von Symptomen. Ich glaube, dass uns die Antikörper schon weit bringen."