Prozess in Korneuburg um riesigen Kokainschmuggel

Frau soll Schmuggel von 50 Kilo Drogen organisiert haben
Wegen der Organisation des Schmuggels von mindestens 50 Kilo Kokain aus den Niederlanden und Belgien nach Österreich ist einer 50-Jährigen am Montag am Landesgericht Korneuburg der Prozess gemacht worden. Die Angeklagte bekannte sich nicht schuldig. Ein wegen Drogenhandels verurteilter Slowake, der die Frau zuvor belastet hatte, verweigerte in dem Schöffenprozess die Aussage.

Die Angeklagte soll laut Staatsanwaltschaft Korneuburg über mehrere Jahre hinweg - bis zumindest Juli 2022 - als Mitglied einer kriminellen Vereinigung die Einfuhr von Kokain mit Schmuggelfahrzeugen nach Österreich organisiert haben, indem sie Kurieren das Suchtgift übergab und sie beauftragte, es an Großabnehmer zu übergeben. 50 bis 100 Kilo sollen an einen inzwischen rechtskräftig verurteilten Mann - den Kopf einer slowakischen Gruppe - gegangen sein.

Außerdem soll die Verdächtige im Februar 2019 gemeinsam mit dem Slowaken nach Kolumbien gereist sein, um dort den Schmuggel von weiteren rund 50 Kilo Kokain über den Schiffsweg nach Europa zu organisieren. Hier blieb es laut Anklage jedoch beim Versuch.

Der Verteidiger sah "keine belastbaren Beweise" gegen seine Mandantin. Die Angeklagte sei in ärmlichen Verhältnissen in Kolumbien aufgewachsen und - als alleinerziehende Mutter - in Den Haag als Friseurin, Kosmetikerin und Sexarbeiterin tätig gewesen. Der Belastungszeuge habe seine Mandantin falsch beschuldigt. "Er hat in mir das geeignete Opfer gesehen, um seine eigene Haut zu retten", meinte die 50-Jährige unter Tränen. Mit Drogenhandel habe sie nichts zu tun.

Die Angeklagte gab laut Dolmetscherin an, den Slowaken 2017 in Den Haag kennengelernt zu haben, er habe ihre Dienste als Prostituierte in Anspruch genommen. Per Handy blieb man in Kontakt und habe sich immer wieder u.a. in Hotels in den Niederlanden und in Österreich getroffen. In Kolumbien habe sie gemeinsam mit dem Mann Urlaub gemacht. Als er dort ein Drogenlabor besuchen wollte, "habe ich gesagt, das ist etwas Hochgefährliches", meinte die Beschuldigte.

Der Slowake wurde aus der Haft vorgeführt, wollte aber keine Zeugenaussage machen. Der Mann hatte sich offenbar nach seiner Festnahme 2022 einen Deal mit der Justiz erhofft, wurde aber laut Polizei informiert, dass es das nicht gebe. Er hatte damals auch nicht in einer offiziellen Beschuldigteneinvernahme Angaben machen wollen. Seine umfassende Aussage wurde in einem Aktenvermerk festgehalten, sagten zwei Beamte im Zeugenstand.

Die per Europäischem Haftbefehl gesuchte spanisch-kolumbianische Doppelstaatsbürgerin war laut Polizei im November 2023 in Amsterdam festgenommen worden. Zu einem mutmaßlichen Komplizen der Frau laufen laut Exekutive noch Ermittlungen.

Die Ausforschung der 50-Jährigen erfolgte nach der Operation "Joker", im Zuge derer im Juli 2022 insgesamt 32 Verdächtige in Österreich, der Slowakei und Ungarn festgenommen worden waren. Die Beschuldigten sollen Drogen mit einem Straßenverkaufswert von mehr als 21 Millionen Euro verkauft haben, fast 300 Kilogramm an Suchtmitteln wurden beschlagnahmt. Vier zuvor in Österreich aufhältige beschuldigte Männer wurden 2023 in Korneuburg zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

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