APA - Austria Presse Agentur

Prozess nach wilder Raserei auf Wiener Ringstraße

Wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung hat sich ein 21-Jähriger am Freitag am Wiener Landesgericht verantworten müssen. Der Bursch war in der Nacht auf den 4. September 2022 mit einem ausgeborgten Pkw mit bis zu 160 km/h die Ringstraße entlanggerast, nachdem ihn eine Zivilstreife der Polizei zum Anhalten aufgefordert hatte. Er ignorierte an insgesamt vier Kreuzungen das Rotlicht und brachte neben seiner Beifahrerin etliche Passanten in Gefahr. Führerschein besaß er keinen.

Im Bereich der Urania verlor der junge Mann schließlich die Kontrolle über das Fahrzeug und krachte gegen einen Lichtmasten, der aufgrund der Heftigkeit der Kollision abknickte. Während die Beifahrerin schwer verletzt wurde - sie trug mehrere Rippenbrüche, eine Fraktur des linken Handgelenks, Prellungen und Hämatome am ganzen Körper und vor allem eine Beschädigung der Leber davon -, blieb der Fahrer unverletzt. Ein Fluchtversuch des 21-Jährigen, der unter erheblichem Alkohol- und Drogeneinfluss stand, scheiterte, Polizeibeamte zogen ihn aus einem Gebüsch hervor, wo er sich zu verstecken versucht hatte.

Vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Marion Hohenecker) legte der Angeklagte nun ein umfassendes Geständnis ab. Er schilderte, wie er an jenem Abend mit einer Bekannten zuerst am Cobenzl war und die Aussicht auf Wien genoss. Dann ging es zurück in die Wohnung eines Freundes, wo gefeiert und "vorgeglüht" wurde, ehe man eine Diskothek in der Innenstadt aufsuchte. Dort habe er eine Line gezogen und weiter Alkohol zu sich genommen, ehe die Stimmung kippte. Seinen Angaben zufolge wollte er seine Bekannte heimbringen ("Es war ein negativer Abend für uns beide"), doch beim Ausparken legte er einen so genannten Kavalierstart hin und machte damit in unmittelbarer Nähe befindliche Polizisten auf sich aufmerksam, die sich in einem Zivilfahrzeug auf Streife befanden und ihn zum Anhalten aufforderten.

"Da bin ich leider in Panik geraten und habe die falsche Entscheidung getroffen und habe das Auto beschleunigt. Ich bin in Angst geraten, weil ich Drogen- und Alkolholeinfluss hatte", gab der 21-Jährige zu Protokoll. Er drückte dabei derart heftig aufs Gaspedal, dass ihn die Polizisten, die ihn verfolgten, zwischenzeitlich aus den Augen verloren: "Alles ist so schnell gegangen. Wenn ich in Panik bin, bin ich in einer Spirale. Aus der komm' ich nicht mehr raus."

Verteidiger Florian Kreiner betonte, sein Mandant sei zu einer stationären Therapie bereit, um von seiner Suchtmittelabhängigkeit loszukommen. Der 21-Jährige wolle seinem Leben eine neue Orientierung geben.

Der bisher unbescholtene junge Mann - von Beruf Einzelhandelskaufmann - befindet sich seit dem Unfall und damit immerhin seit mehr als zwei Monaten in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen ihn zunächst wegen versuchten Mordes ermittelt. Grund dafür war, dass die Beifahrerin unmittelbar nach dem Crash gegen den Lichtmasten angegeben hatte, der 21-Jährige habe während der rasanten Fahrt mit Tränen in den Augen "Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr" gesagt. "Ich verspürte schreckliche Angst und mir war klar, dass das nicht gut ausgehen wird", diktierte die junge Frau als Zeugin unter Wahrheitspflicht der Polizei, wobei sie hinzufügte, der 21-Jährige habe sie offenbar "mit in den Tod reißen" wollen. Ihrer gerichtlichen Ladung kam sie nicht nach, weshalb ihre bisherigen Angaben mit Zustimmung des Verteidigers und der Staatsanwältin verlesen wurden.