APA - Austria Presse Agentur

Prozess um 40 Stiche auf Obdachlosen in Wiener Park

Ein 20-Jähriger hat am Mittwoch vor einem Wiener Schwurgericht zugegeben, einem Obdachlosen in der Nacht auf den 22. Juli 2019 in einem Park in Währing eine Schere in die Herzgegend gestochen zu haben. "Ich dachte, er ist tot. Er ist am Boden gelegen und sah tot aus", sagte der Slowake, der 2018 nach Österreich gekommen war und hier von Gelegenheitsarbeiten lebte und ohne feste Unterkunft war.

Vier bis fünf Monate vor der Tat lernte der 20-Jährige das spätere Opfer sowie einen 36-jährigen Landsmann kennen, die ebenfalls auf der Straße lebten. Am 22. Juli trafen sich die drei Männer im Marie-Ebner-Eschenbach-Park und konsumierten reichlich Alkohol. "Wir haben getrunken, getrunken, getrunken", erinnerte sich der 20-Jährige. Gegen Mitternacht verlangten die beiden Slowaken von ihrem Bekannten plötzlich Geld, durchsuchten diesen und begannen auf ihn einzuschlagen. Weshalb man mit einer Papierschere auf diesen einzustechen begann, konnte der 20-Jährige nicht erklären: "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe auch Drogen genommen. Ich war aggressiv." Den Großteil der Stiche hätte der mitangeklagte 36-Jährige getätigt, behauptete er: "Ich hab' ihm nur in die Herzgegend gestochen. Ein Mal, vielleicht zwei Mal."

Der 36-Jährige stellte das in Abrede. Er habe das Opfer zwar festgehalten und sich nicht um den Mann gekümmert, habe aber nicht zugestochen. Die zwei Männer, denen die Anklage versuchten Mord und Raub vorwirft, waren mit einer Beute von rund zehn Euro vom Tatort geflüchtet.

Ein Passant hatte um 2.40 Uhr den lebensgefährlich Verletzten gefunden und die Rettung alarmiert. Eine Notoperation rettete dem Mann das Leben. In weiterer Folge konnten die beiden Slowaken als Tatverdächtige ermittelt und festgenommen werden.

Wie Gerichtsmediziner Christian Reiter darlegte, hatte das Opfer insgesamt 40 Stiche kassiert. 37 gingen in den Oberkörper und in den Gesichtsbereich. Ein Stich eröffnete den Herzbeutel, außerdem wurde die linke Lunge verletzt.

Auf die Spur der Angeklagten kam man, weil der ältere Verdächtige am Morgen nach der Tat mit blutverschmierter Kleidung bei der Caritas vorstellig wurde und neue Kleidung erbat. Da dessen Behauptung, er sei von Afghanen überfallen und ausgeraubt worden, unglaubwürdig erschien, wurde dem Opfer nach überstandener Operation ein Foto des 36-Jährigen vorgelegt. Der Überfallene identifizierte den Slowaken als einen von zwei Tätern und machte am 1. August erstmals Angaben zum Tatgeschehen.