APA - Austria Presse Agentur

Prozess um Vergewaltigung einer 16-Jährigen in Wien

Weil er ein im Tatzeitpunkt 16 Jahre altes Mädchen auf dem Gelände des Wiener Hauptbahnhofs vergewaltigt haben soll, nachdem er die Betroffene zuvor mit Nachtbildern unter Druck gesetzt hatte, hat sich ein 17-Jähriger am Montag am Wiener Landesgericht verantworten müssen. "Ich bin nicht schuldig", versicherte der Angeklagte. Das Mädchen belaste ihn zu Unrecht, die Gründe dafür lägen "in der türkischen Kultur".

Sowohl der Angeklagte als auch das laut Anklage von ihm vergewaltigte Mädchen haben türkische Wurzeln. Das betonte der 17-Jährige - er geht noch zur Schule und arbeitet nebenbei 20 Stunden pro Woche, "um mein eigenes Geld zu verdienen" - mehrfach in seiner Einvernahme. Aufgrund ihrer Herkunft könne das Mädchen nicht zugeben, "dass was war", daher behaupte sie fälschlicherweise, er habe sie zu etwas gezwungen. "Damit sie ein gutes Bild vor ihren Eltern hat, hat sie das erfunden", erklärte er vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Martina Hahn).

Die beiden hatten einander über Instagram kennengelernt, tauschten sich dann über Snapchat aus, und irgendwann erhielt der 17-Jährige Nacktbilder des Mädchens, die er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht persönlich getroffen hatte. Dessen ungeachtet betrachtete er sie als seine Freundin, wie er dem Gericht erläuterte: "Sie war meine Freundin. Ich war ihr Freund. Sie hat mich hübsch gefunden. Ich hab' sie hübsch gefunden. Sie hat mir freiwillig Nacktbilder geschickt. Es war eine normale Beziehung, ohne dass wir sexuellen Kontakt hatten."

Die Bilder hätten ihn durchaus erfreut, räumte der Bursch ein: "Ein Jugendlicher findet das schön. Man muss nicht unbedingt Körperkontakt haben, um sich solche Bilder zu schicken."

In weiterer Folge kam es zu einem Treffen auf der Donauinsel. Weil es die 16-Jährige nicht zuließ, dass der eine Spur Ältere ihr Handy kontrollierte - er wollte sichergehen, dass sie nicht mit anderen Burschen chattete -, erklärte er die Beziehung für beendet: "Sie hat es nicht verkraftet, dass ich mit ihr Schluss gemacht habe."

Schließlich habe man sich am 12. Mai 2020 am Hauptbahnhof getroffen, weil sie ihn gebeten hätte, ihre Nacktbilder von seinem Handy zu löschen. Dort soll der 17-Jährige das Mädchen unter einem Vorwand in einen abgelegenen Bereich gelockt, sie ausgezogen und vergewaltigt haben. Das wies der Angeklagte zurück. Er habe die Fotos gelöscht, "dann hat sie sich angenähert". Es sei zu "normalem Knutschen" mit einem Zungenkuss gekommen, mehr sei nicht passiert. Der gegen ihn gerichtete Vorwurf sei "ein Schock", er könne seit Monaten nicht mehr schlafen: "Ich würde so etwas nie machen."

Vor der Erörterung der Aussagen der 16-Jährigen, die im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch befragt worden war, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.