APA - Austria Presse Agentur

Putin-Freund wird Chef von Italiens Abgeordnetenkammer

Der stellvertretende Chef der Rechtspartei Lega, Lorenzo Fontana, ist am Freitag zum Präsidenten der italienischen Abgeordnetenkammer gewählt worden. Der 42-jährige Ex-Familienminister, der als Putin-Freund gilt, setzte sich im des vierten Wahlgangs, bei dem nur mehr eine absolute Mehrheit nötig war, mit 222 von 400 Stimmen durch. Am Donnerstag war bereits der Ex-Verteidigungsminister und Faschismus-Nostalgiker Ignazio La Russa zum Senatspräsident gewählt worden.

Fontanas Wahl zum Präsidenten der Abgeordnetenkammer, dem dritthöchsten politischen Amt in Italien nach dem Staatschef und dem Senatspräsidenten, löste Proteste aus. "Nein zu einem homophoben und putinfreundlichen Präsidenten!", war auf einem Spruchband zu lesen, das vom Aktivisten für Homosexuellen-Rechte und sozialdemokratischen Abgeordneten, Alessandro Zan, ausgerollt wurde. Das Spruchband wurde vom Personal der Abgeordnetenkammer entfernt.

Der aus Verona stammende Fontana, der in Politikwissenschaften promoviert hat, ist ein bekennender Katholik. Auf seiner Facebook-Seite postet er gern Bilder der Muttergottes und von Heiligen. Sein Lieblingsheiliger ist der Heilige Markus, Schutzpatron von Venedig. Seine Hochzeit wurde nach dem alten römischen Ritus in lateinischer Sprache zelebriert. Seit 2016 ist er stellvertretender Lega-Chef und ein Vertrauter von Parteichef Matteo Salvini. Von 2009 bis 2018 war er EU-Parlamentarier, danach wurde er Vizepräsident der italienischen Abgeordnetenkammer.

Von 2018 bis 2019 bekleidete Fontana den Posten des Familien-und dann des Europaministers in der ersten Regierung von Giuseppe Conte, die von der Lega und der Fünf Sterne-Bewegung unterstützt wurde. Als Familienminister sorgte er wiederholt für Schlagzeilen, als er behauptete, für ihn und für den italienischen Staat würden Regenbogenfamilien nicht existieren."Die Familie, die wir anerkennen und auch finanziell unterstützen, ist jene, die von der italienischen Verfassung vorgesehen ist", erklärte Fontana, der gegen Sterbehilfe ist und das Abtreibungsgesetz in restriktiverem Sinne revidieren will.

Der kahlköpfige Fontana gilt als Russland-Freund. Für Aufsehen sorgte er, als er vor einigen Monaten in der Abgeordnetenkammer mit einem weißen T-Shirt mit dem Slogan "Nein zu Russland-Sanktionen!" erschien. Er gilt auch als Verehrer des ungarischen Premierministers Viktor Orban und dessen Familienpolitik. "Dank Orban ist die Geburtenrate in Ungarn von 1,3 auf 1,6 Kinder pro Frau gestiegen", lobte er etwa.

Auf Betreiben Fontanas trat die Lega der europakritischen rechten Fraktion im EU-Parlament ENF bei. Der Lega-Mann unterstützt Salvinis einwanderungsfeindlichen Kurs, doch er selbst stammt aus einer Migrantenfamilie. Mit 17 Jahren wanderte seine Mutter in die Schweiz aus.