APA - Austria Presse Agentur

Rassismuseklat in Paris: Fußballprofis solidarisieren sich im Netz

Der Rassismuseklat in einem Champions-League-Spiel gegen veranlasste die Spieler von Paris Saint-Germain dazu, sich zu solidarisieren.

"Diskriminierung hat keinen Platz. Nicht im Fußball, nicht auf der Welt", schrieb der deutsche Nationalspieler Kehrer auf Instagram, Brasiliens Topstar Neymar veröffentlichte ein "BLACK LIVES MATTER" und von Mbappe hieß es: "SAY NO TO RACISM."

Auslöser des Rassismuseklats im Prinzenparkstadion war der Ausschluss von Basaksehir-Co-Trainer Pierre Webo in der 14. Minute wegen lautstarker Kritik am Unparteiischen. Doch der 38-jährige Ex-Internationale aus Kamerun wurde dann noch lauter, weil er vom Vierten Offiziellen Sebastian Coltescu mit dem "N-Wort" bezeichnet worden war. Das Referee-Team aus Rumänien verteidigte sich damit, nur das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt zu haben und nicht das Schimpfwort.

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Spiel wurde abgebrochen 

Die Partie wurde schließlich beim Stand von 0:0 abgebrochen und soll nun am (heutigen) Mittwoch (18.55 Uhr) fortgesetzt werden. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) teilte noch am späten Dienstagabend mit, dass das komplette Schiedsrichter-Team ausgetauscht werde. Die Leitung des Spiels übernehme nun der erfahrene Niederländer Danny Makkelie, der im August das Europa-League-Finale und unlängst das 2:6 von Red Bull Salzburg bei Bayern München gepfiffen hat. Der Dachverband kündigte zudem eine "gründliche Untersuchung" des Vorfalls an.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte "die rassistische Aussage gegenüber Pierre Webo" und teilte via Twitter mit: "Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen."

Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu lobte das Verhalten der Profis beider Teams. "Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben", schrieb die Ministerin am späten Dienstagabend auf Twitter. Sie warte die Ergebnisse der Untersuchung ab. "Aber ich kann die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen."

PSG-Profi Demba Ba und andere waren anschließend zu hören, wie sie lautstark darauf hinwiesen, dass die Schiedsrichter bei einem weißen Spieler auch nicht "der Weiße" gesagt hätten, um diesen zu identifizieren. Basaksehir twitterte sofort nach dem Vorfall das Logo der UEFA-Kampagne "No to Racism - Respect". In den sozialen Netzwerken bekundeten Tausende ihre Solidarität.

Nicht der erste Vorfall

Schiedsrichter Ovidiu Hategan, der versuchte, die Spieler zum Weitermachen zu bewegen, hatte schon einmal mit Rassismus in einem Champions-League-Match zu tun: Vor sieben Jahren leitete er die Partie von Manchester City bei ZSKA Moskau, in der ihn Yaya Toure auf beleidigende Rufe der russischen Anhänger aufmerksam gemacht hatte. Hategan hatte die Vorfälle in seinen Spielbericht aufgenommen, aber nichts dagegen unternommen. ZSKA war damals von der UEFA mit einem Teilausschluss der Zuschauer im nächsten Heimspiel sanktioniert worden.

RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann bekam die Vorfälle im Parallelspiel zunächst nur am Rande mit. Er habe während der Partie gegen Manchester United (3:2) zunächst nur gehört, dass es "um Beleidigungen geht", sagte er. "Das verurteile ich aufs Schärfste. Wir leben in einer bunten Gesellschaft, das ist auch gut so, so etwas sollte nicht passieren, nicht auf dem Fußballplatz und auch sonst nirgendwo."

Wichtiges Signal im Kampf gegen Rassismus

Das "FARE"-Netzwerk gegen Diskriminierung sieht in den Ereignissen in Paris ein wichtiges Signal im Kampf gegen Rassismus. "Dass Basaksehir und PSG zusammen das Spielfeld verlassen haben, setzt ein Zeichen in Europa", sagte FARE-Geschäftsführer Piara Powar der Nachrichtenagentur AP. Viele Fußballprofis seien halbherzige Maßnahmen gegen Rassismus leid und mehr denn je gewillt, bei Vorfällen selbst ein Spiel zu unterbrechen.

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"Wenn Offizielle nicht mit ihrem eigenen Verhalten Standards setzen können, dann kann man sich auch nicht darauf verlassen, dass sie mit Rassismus auf dem Platz oder den Tribünen umgehen können", betonte Powar. Das FARE-Netzwerk berät die Europäische Fußball-Union (UEFA) bei der Strafverfolgung von Vorfällen wie in Paris.

Dass sich die Unparteiischen aus Rumänien damit verteidigten, nur ihre Landessprache benutzt zu haben, ließ Powar nicht gelten. Denn nach Angaben von FARE werde es auch von Rumäniens staatlicher Anti-Diskriminierungsbehörde als rassistisch betrachtet, wenn ein Spieler über seine Hautfarbe angesprochen wird. "Da gibt es keine zwei Meinungen. Dieser Vorfall zeigt die Notwendigkeit für ein deutlich besseres Training der Offiziellen. Auch unbeabsichtigter Rassismus ist Rassismus", sagte Powar.

Rumäniens Verband (FRF) drohte indes mit Konsequenzen, sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten. "Der Rumänische Fußballverband distanziert sich mit Nachdruck von jeder Aktion oder Erklärung rassistischer oder fremdenfeindlicher Art", hieß es in einer FRF-Stellungnahme am Mittwoch. Man habe die Vorgänge in Paris zur Kenntnis genommen und warte hierzu auf das Prüfungsergebnis der UEFA.