Rechtsextreme gegen Anti-Rassismus-AktivistInnen in Portland

Tägliche Proteste in Oregon gehen unvermindert weiter
Trotz des angekündigten Rückzugs der von US-Präsident Donald Trump gesandten Bundespolizei kommt die US-Stadt Portland nicht zur Ruhe.

In den vergangenen Wochen kam es vermehrt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Rechtsradikalen und Polizeibefürwortern sowie Anti-Rassismus-Aktivisten. Am Samstag kam es nach einem angekündigten Aufmarsch von Rechtsradikalen zu einer weiteren Eskalation. Knapp 100 Protestierende einer Pro-Polizei-Bewegung fanden sich vor dem Multnomah Justizgebäude im Stadtzentrum von Portland ein, das in den vergangenen Wochen das Zentrum der "Black Lives Matter"-Proteste in der Stadt gewesen war. Frauen und Männer mit amerikanischen Fahnen, Pro-Polizei-"Back the Blue"-Flaggen, aber auch zahlreiche mit Gewehren bewaffnete Militante traten vor dem Justizgebäude in Erscheinung.

Eine Gegendemonstration von Autonomen und BLM-Aktivisten umfasste knapp 200 Leute. Infolge einer Schlägerei dürfte die Situation am Samstagnachmittag dann eskaliert sein. Gewaltbereite beider Fraktionen attackierten einander mit Pfefferspray, Wurfgeschoßen und Schlagstöcken. Kurz danach löste die Polizei unter Einsatz von Tränengas die Versammlung auf.

"Die Dinge sind ziemlich schnell außer Kontrolle geraten. Die Pro-Trump-Leute hatten jemanden zu Boden gebracht, dann wurde mit Pfefferspray geantwortet", erzählt Yusef (47) ein Ingenieur aus Portland, der von einer Sanitäterin nach dem Einsatz von Tränengas am Samstag aus der Menge gezogen wurde.

In der größten Stadt des US-Bundesstaats Oregon gehen die täglichen Anti-Rassismus-Proteste in Folge des Tods des Afroamerikaners George Floyd in Polizeigewahrsam in Minnesota unvermindert weiter. Seit mehr als 80 Tagen wird dabei in Portland tagtäglich protestiert. In den vergangenen Wochen hatten sich die Proteste vom Stadtzentrum in den Norden von Portland verlagert. Die Proteste werden jedoch weiter mit unverminderter Härte geführt und fast tagtäglich kommt es dabei zu Gewalt und Festnahmen.

In den vergangenen Wochen wurden vermehrt Mitglieder der aus der US-Neonaziszene bekannten Gruppierungen "Proud Boys" und "Patriot Prayer" in Portland gesichtet. Erst am 15. August gab es ebenfalls einen Aufmarsch von Rechtsradikalen in Portland, dabei dürften zudem auch Schüsse gefallen sein.

US-Präsident Donald Trump hatte in Folge der Eskalationen in Portland spezielle Bundespolizeibeamte zum Schutz von Regierungsgebäuden entsandt, war damit aber bei der Stadtregierung und den Demonstranten auf starken Widerstand gestoßen. Diese Beamten hätten sich nun den Angaben zufolge wieder zurückgezogen. Das dürfte jedoch nur vorübergehend für Entspannung gesorgt haben.

"Momentan kämpfen wir gegen die Feds (Bundespolizisten, Anm.), gegen die (lokale) Polizei und gegen die Rechtsradikalen", so eine der BLM-Unterstützerinnen am Samstag, die sich auch darüber Sorgen macht, dass viele der Protestteilnehmer sich nicht unbedingt mit Black Lives Matter identifizieren. "Viele wissen nicht gar, warum sie überhaupt hier sind."

"Ich glaube nicht, dass das alles Nazis sind - da gibt es einige, die einfach nur pro-Polizei sind. Es ist relativ einfach, die Leute vorzuführen und als Farce darzustellen", so Yusef, der der "Defund the Police"-Bewegung mit gemischten Gefühlen gegenüber steht. "Der Situation hier wurde aber auch zu lange erlaubt, aus dem Ruder zu laufen", so der Anrainer.

In Folge der außer Kontrolle geratenen Demonstration am Samstag folgten versprengten Gruppen der Rechtsextremen auch Splittergruppen der Autonomen und BLM-Aktivisten und es kam wiederholt zu Wortgefechten sowie Rangeleien, aber auch Sachbeschädigungen.

"Sie wollen mir glauben machen, dass das die Proud Boys waren", so Drew aus dem benachbarten Vancouver (US-Bundesstaat Washington), dessen Autoscheibe in Folge der Demonstration am Samstag in Portland eingeschlagen wurde. "Aber es ist nicht eine bestimmte Seite. Ihr verhaltet euch beide wie Kriminelle!"

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