APA - Austria Presse Agentur

Regierungskritiker in Hongkong protestierten trotz Verbots

Regierungskritiker in Hongkong haben am Sonntag trotz polizeilichen Verbots ihre Demonstrationen fortgesetzt. Sie versammelten sich am internationalen Flughafen und an anderen Orten in der chinesischen Sonderwirtschaftszone. Mehr als tausend schwarz gekleidete Demonstranten füllten die Ankunftshallen des Flughafens und forderten in Sprechchören: "Befreit Hongkong!"

Im Victoria Park im Stadtzentrum versammelten sich bei brütender Hitze junge und ältere Demonstranten, darunter auch Familien mit Kindern. Sie warfen der Polizei Brutalität beim Umgang mit den Demonstrationen vor und forderten eine unabhängige Untersuchung des Vorgehens der Behörden.

Am Samstag hatten Sicherheitskräfte bei Zusammenstößen mit Demonstranten erneut Tränengas eingesetzt. Nach Polizeiangaben wurden 16 Menschen festgenommen. Ihnen wird die Teilnahme an nicht erlaubten Kundgebungen und der Besitz von "Offensiv-Waffen" vorgeworfen. Seit Beginn der Proteste im Juni haben die Behörden mehr als 600 Menschen festgenommen.

Die Regierung in Peking hat die Proteste scharf verurteilt und unter anderem die Hongkonger Fluglinie Cathay Pacific Airways aufgerufen, gegen Personal vorzugehen, das sich an den Demonstrationen beteiligt hat. Das Unternehmen teilte mit, jeden "übermäßig radikalen" Angestellten von Flügen zu chinesischen Zielen auszuschließen. Außerdem sei ein Pilot vom Dienst suspendiert worden, der bei den Protesten festgenommen worden war.

Die Proteste hatten sich an Plänen der Regierung von Carrie Lam für ein Gesetz zur Auslieferung von Beschuldigten an China entzündet. Seit Mitte Juni weiten sie sich aus. Bei einem Generalstreik in der vergangenen Woche kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas und Schlagstöcke einsetzte. Der früheren britischen Kronkolonie Hongkong wurden nach der Übergabe an China 1997 besondere Rechte wie das der freien Meinungsäußerung eingeräumt. Diese sehen die Regierungskritiker nun gefährdet. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Regierungschefin Lam.