APA - Austria Presse Agentur

Rekordpreis für "Tim und Struppi"-Cover erwartet

Ihre rasanten Abenteuer haben die Comichelden "Tim und Struppi" weltweit bekannt gemacht. Schon bald könnte eine Originalzeichnung ihres belgischen Schöpfers Hergé die Kunstwelt aufwirbeln. Am 10. Februar wird in Paris das Titelbild des Bandes "Tim in Amerika" von 1942 versteigert. Das Auktionshaus hofft auf einen Rekorderlös. Die Zeichnung gefällt allerdings nicht allen.

Das zuletzt in Brüssel ausgestellte Titelbild zeigt Tim am Marterpfahl, dahinter kauert sein weißer Foxterrier Struppi. Ein bedrohlich wirkender Ureinwohner mit Beil zeigt mit dem Finger auf den Reporter Tim. Das französische Auktionshaus Artcurial schätzt den Wert der schwarz-weißen Tuschezeichnung Hergés auf "2,2 bis 3,2 Millionen Euro".

Damit könnte "Tim in Amerika" theoretisch ebenso viel oder sogar noch mehr einbringen als ein anderes Bild des belgischen Comicautors: Im Jänner 2021 hatte der Originaltitel des "Tim und Struppi"-Bands "Der Blaue Lotos" nach einem Bieterwettstreit in Paris 3,2 Millionen Euro inklusive Gebühren erzielt. Das mit Aquarell- und Gouachefarben gemalte Bild aus 1936 wurde damit das bisher wertvollste Comiccover überhaupt. Es zeigt Tim und Struppi in einer asiatischen Vase kauernd. Hinter ihnen prangt das Bild eines schwarzen Drachens auf rotem Grund.

"Diese Zeichnungen sind Teil der Kunstgeschichte", sagt Vinciane de Traux, Artcurial-Direktorin für die Beneluxländer. Hergé sei neben dem weltberühmten Surrealisten Magritte "die wichtigste Figur der belgischen Kunst". Aber warum sollte die nun zur Versteigerung stehende Hergé-Zeichnung in Schwarz-Weiß mehr einbringen als das ältere und farbige Bild aus dem "Blauen Lotos"? Ganz einfach, sagt de Traux: Der Titel von "Tim in Amerika" sei "größer und beeindruckender in seiner Komposition". Zudem sei er "besser dokumentiert".

Die Pariser Auktion findet am 10. Februar statt, gut drei Wochen vor dem 40. Todestag Hergés am 3. März. Bis dahin dürften noch viele Artikel über den berühmten Comiczeichner erscheinen und möglicherweise das Käuferinteresse steigern. Das Originalbild von "Tim in Amerika" zeigt den "klaren Strich", für den der 1907 geborene Hergé alias Georges Rémi berühmt wurde und den er sich bei Zeichnern in den USA abschaute. Es stammt aus dem Kriegsjahr 1942 und wurde erst später nachkoloriert. Damit ist es ein Dokument seiner Zeit.

"Rothäute", die "Bleichgesichter" skalpieren: Solche Vorstellungen aus dem vergangenen Jahrhundert gefallen allerdings längst nicht allen. In Kanada verlangten Ureinwohner kürzlich, den Band "Tim in Amerika" aus einer Buchhandlung zu entfernen, weil er rassistische Stereotypen bediene.

Richtig ist: In "Tim in Amerika" tragen die "Indianer" Federschmuck und Fransenkleidung, leben in Zelten und schauen meist grimmig drein. Tim trägt dagegen eine stets akkurat sitzende Haartolle über seinem jugendlichen Gesicht und schaut mit forschem Blick um sich. Den Ureinwohnern von der Stammesgruppe "Schwarzfuß" ist er genauso überlegen wie dem Gangsterboss Al Capone in Chicago.