APA - Austria Presse Agentur

Rekordtief bei Corona-Kommunalwahl in Frankreich

Angesichts eines Rekordtiefs bei der Beteiligung an der Kommunalwahl inmitten der Coronakrise wird in Frankreich die Verschiebung der zweiten Runde immer wahrscheinlicher. Die erste Runde war am Sonntag von der Covid-19-Pandemie überschattet. Medienberichten nach will Frankreichs Regierungschef Édouard Philippe den Wahltermin nun um mehrere Monate verschieben.

Zahlreiche Oppositionspolitiker hatten dies zuvor gefordert. Bei der Kommunalwahl wird über die Machtverhältnisse in den Kommunalparlamenten abgestimmt. Dass die Regierung trotz der Ausbreitung des Coronavirus am Termin für die erste Runde festhielt, stieß auf massive Kritik. In allen Gemeinden, in denen keine absolute Mehrheit erreicht wurde, soll es am kommenden Sonntag einen zweiten Wahlgang geben.

Die Regierung spricht sich nun offenbar auch für eine Verschiebung aus. Premier Philippe habe sich bei den Vorsitzenden der Parteien für den 21. Juni als Wahltermin starkgemacht, berichteten die französische Nachrichtenagentur AFP und andere Medien unter Berufung auf übereinstimmende Quellen.

Medienberichten zufolge hat die Präsidentenpartei La République En Marche (LREM) ihre Kandidaten aufgerufen, ihre Kampagnen wegen der Ausbreitung des Coronavirus auszusetzen. Auch die Pariser Bürgermeister-Kandidatin Agnès Buzyn aus dem Lager von Präsident Emmanuel Macron kündigte an, ihre Kampagne wegen der Situation im Land vorerst auszusetzen. Sie landete bei der Abstimmung am Sonntag nur auf dem dritten Platz.

Laut Prognosen ging weit mehr als die Hälfte der Wähler bei der ersten Runde am Sonntag nicht zur Wahl - so viele wie noch nie bei einer ersten Runde seit 1958. "Die zweite Runde wird angesichts der absehbaren Verschärfung der Epidemie eindeutig nicht stattfinden", sagte Rechtsaußenpolitikerin Marine Le Pen. Auch andere Parteiführer, etwa von den Grünen, forderten eine Verschiebung.

Besonders für die Grünen lief es bei der Abstimmung gut. Sie konnten in großen Städten wie Lyon, Besancon oder Straßburg punkten. In Bordeaux liegt der Grüne Pierre Hurmic fast gleich auf mit Amtsinhaber Nicolas Florian. Frankreich hatte bisher nur einen grünen Bürgermeister in einer größeren Stadt: Eric Piolle in Grenoble. Seine Liste lag nun bei der Abstimmung weit vorn.

Die Rechten vom Rassemblement National schnitten in ihren Hochburgen im strukturschwachen Nordfrankreich und an der Côte d'Azur gut ab. Auch in einer großen Stadt können sie deutliche Zugewinne verbuchen - in Perpignan in Südfrankreich liegt ihr Kandidat Louis Aliot deutlich vorn. Ihre bisher größte Stadt, Fréjus, können sie halten.

Auch die von Macron unterstützten und zur Wahl angetretenen Minister schnitten recht gut ab. Premierminister Édouard Philippe holte in Le Havre knapp 44 Prozent der Stimmen - muss aber in die Stichwahl. Für ihn ist diese Wahl extrem wichtig. Sollte er verlieren, wäre er als Regierungschef wohl nicht mehr haltbar.

In der Hauptstadt sieht es dafür sehr gut für die sozialistische Amtsinhaberin Anne Hidalgo aus - sie ließ am Sonntag ihre konservative Herausforderin Rachida Dati weit hinter sich, muss aber auch in die Stichwahl. Hidalgo hatte das rechte Seine-Ufer für Autos gesperrt - seitdem ist es eine Flaniermeile. Sie will ein grüneres Paris, Kritiker werfen ihr eine autofeindliche Politik vor.

Seit Sonntag steht das öffentliche Leben in Frankreich wegen des Coronavirus weitgehend still - trotzdem waren knapp 48 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Viele hatten befürchtet, dass das Ergebnis wegen geringer Wahlbeteiligung nicht repräsentativ sein könnte. Die Zahlen der Infektionen waren in Frankreich am Sonntag erneut massiv gestiegen.