APA - Austria Presse Agentur

Rekordverdächtiges Corona-Wochenende: Kein Lockdown geplant

Keine Entspannung ist bei der Corona-Pandemie in Sicht. Nachdem am Samstag mit 1.235 Neuinfektionen ein neuer Österreich-Rekord zu vermelden war, waren es am Sonntag "nur" 896 Neuansteckungen.

Das liegt vor allem daran, dass am Wochenende weniger Testergebnisse eingemeldet werden. Vergleicht man nur die Sonntage, so war es die höchste Zahl an diesem Wochentag seit Pandemie-Beginn. Einem erneuten Lockdown erteilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) indes eine Absage. In der Woche davor waren es 714 und zuvor 662 Neuinfektionen in der Zeit von Samstag auf Sonntag. In diesem Zeitraum wurden auch deutlich weniger, nämlich nur 13.816 PCR-Tests in ganz Österreich eingemeldet. Von Freitag auf Samstag waren es mehr als 20.000, in den Tagen zuvor waren es im Schnitt täglich um rund 6.000 Tests mehr. Gestiegen ist auch die Zahl der aktiv infizierten Menschen in Österreich. Derzeit tragen 11.020 Menschen SARS-CoV-2 in sich. 43.448 haben sich seit Ausbruch der Pandemie von einer Infektion wieder erholt. Bisher wurden nach den Zahlen von Innen- und Gesundheitsministerium vom Sonntag 55.319 Menschen in Österreich mit dem Coronavirus infiziert.

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Eine Zunahme gab es auch bei der Zahl der Hospitalisierten. Derzeit werden 527 im Krankenhaus wegen Covid-19 behandelt, am Tag zuvor waren es noch 509 Menschen. 96 davon lagen auf der Intensivstation, am Samstag wurden noch 99 intensivmedizinisch behandelt.

Die stärkste Zunahme an Neuinfizierten hatte erneut Wien mit 295 Fällen bei 3.992 eingemeldeten Tests. Am Samstag wurden 511 Neuinfektionen gezählt, allerdings wurden auch 6.000 Tests eingemeldet. In Oberösterreich gab es 179 SARS-CoV-2-Neuinfektionen, in Tirol 134, in Salzburg 96, in der Steiermark 49, in Kärnten 48, in Niederösterreich 34, im Burgenland 32 und in Vorarlberg 29. Mit Ausnahme des Burgenlandes wurden auch in allen anderen Bundesländern zum Teil deutlich weniger Testergebnisse eingemeldet als von Freitag auf Samstag. Kopfzerbrechen bereiten Gesundheitsbehörden unter anderem neue Cluster in niederösterreichischen Seniorenheimen.

Die anhaltend starken Zuwächse bei der Zahl der Neuinfektionen, dazu eine effektive Reproduktionszahl von 1,13 und die Sieben-Tages-Inzidenz lassen Befürchtungen über einen zweiten Lockdown immer lauter werden. Am Freitag veröffentlichte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) für den Zeitraum 25. September bis 7. Oktober eine effektive Reproduktionszahl von 1,13. Das bedeutet, dass im genannten Zeitraum ein Infizierter statistisch gesehen 1,13 weitere Menschen ansteckte. Auch in allen Bundesländern lag der Wert über eins.

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Die Sieben-Tages-Inzidenz beziffert, wie viele Menschen sich in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner angesteckt haben. Diese lag am Samstag für Gesamt-Österreich bei deutlich über 75. Die Inzidenz wird meistens herangezogen, um Reisewarnungen auszusprechen. Dabei liegt die Grenze meist um 50.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erteilte einem Lockdown am Sonntag jedoch eine Absage. "Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen", sagte er am Sonntag in der ORF-Sendung "Hohes Haus". Die gesetzlichen Vorgaben dafür seien mittlerweile sehr restriktiv. Nur vor einem flächendeckenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems wäre dies möglich. "Davon sind wir Gott sei Dank meilenweit entfernt", sagte er.

Man arbeite mit aller Kraft daran, dass es nicht dazu kommen werde, denn dies wäre katastrophal für die Wirtschaft. Er sei optimistisch, dass man das auch schaffe, so der Minister. Der Schwerpunkt liege nun bei regionalen Maßnahmen, die aufgrund des novellierten Covid-Gesetzes möglich seien. Man wolle das konkrete Ausbruchsgeschehen punktgenau treffen. Welche bundesweiten Maßnahmen er für den Fall des Falles in der Schublade hätte, wie er sie bereits am Freitag angedeutet hatte, wollte Anschober nicht sagen: "Da würden wir die Bevölkerung absichtlich verwirren."

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In den Medien wurde nämlich zumindest über einen "Lockdown light" etwa mit verlängerten Herbstferien spekuliert. Befeuert wurde dies durch die "Zeit im Bild" des ORF Samstagabend, in der Innenpolitikchef Hans Bürger von Konzepten der Regierung für einen zwei- bis dreiwöchigen "weichen" Lockdown ab 2. oder 16. November sprach, mit Ausgangsbeschränkungen oder früheren Sperrstunden. In Regierungskreisen gab es keinerlei Bestätigung dafür. Es herrsche Rätselraten darüber, worauf diese Behauptung beruhe, war zu hören. Im ORF kommentierte man dies knapp: "Hans Bürger skizzierte in seiner Analyse mögliche Szenarien", hieß es in einer Stellungnahme auf APA-Anfrage.

Österreich blickt unterdessen am Montag nach Innsbruck. Die sogenannte Ischgl-Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofes (OGH), Ronald Rohrer, wird im Haus der Musik die Ergebnisse ihrer viermonatigen Arbeit in einer Pressekonferenz präsentieren. Die Tiroler Tourismushochburg Ischgl mutierte im Frühjahr medial binnen Tagen vom Wintersport- und Party-Hotspot zum veritablen "Superspreader" und einem der "Epizentren" in Sachen Corona in Europa. Das Krisenmanagement Tirols geriet massiv ins Fadenkreuz. Der Verbraucherschutzverein (VSV) brachte Ende September vier Amtshaftungsklagen gegen die Republik Österreich beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen ein.