APA - Austria Presse Agentur

Rotes Kreuz fordert internationales Covid-Rettungspaket

Das Rote Kreuz fordert angesichts des morgigen Welttags der humanitären Hilfe ein internationales Covid-Rettungspaket in der Höhe von 100 Millionen Euro.

Mit diesem Soforthilfefonds sollten dringend benötigte medizinische Hilfe, Schutzausrüstung sowie Präventions- und Aufklärungsarbeit in Ländern des globalen Südens ermöglicht werden, erklärte Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer am Dienstag. Schöpfer verwies auf Schätzungen der UNO, dass bis Ende 2020 rund 168 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden. Das sei "ein Rekordhoch" und ein Plus von 22 Millionen innerhalb des ersten Jahres. Dabei seien die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie noch gar nicht berücksichtigt. Durch die Coronakrise werde der Bedarf um ein Vielfaches steigen - laut UNO würden alleine durch Covid bis zu 500 Millionen Menschen zusätzlich verarmen, ergänzte Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig.

Das Rote Kreuz und die Rote Halbmond-Gesellschaften seien in 125 Ländern vertreten, außerdem unterstützt das "Österreichische Rote Kreuz zwölf Partnerorganisationen in Afrika, am Kaukasus und in Osteuropa bei ihrem Covid-Einsatz" durch Aufklärung, Hygieneschulungen, medizinische Versorgung. "In Zentralasien, Südamerika und Afrika war die erste Welle nie vorbei".

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Anders als in wohlhabenden Ländern wie etwa Österreich, könnten ärmere Länder keine großzügigen Corona-Hilfsprogramme schnüren. Menschen in Quarantäne verdienten kein Geld. Um ihre Familien ernähren zu können, würden sie trotz Infektion arbeiten gehen. Medizinische Betreuung sei vielfach nicht erschwinglich. Angst, Sorgen und wirtschaftliche Unsicherheit wirkten sich außerdem auf die psychische Gesundheit aus.

Besonders drastisch ist die Lage im Libanon, wie Martina Schloffer, stellvertretende Leiterin des Bereiches Einsatz und Internationale Zusammenarbeit, in der Pressekonferenz darlegte. Die Explosion am Hafen in Beirut, die 178 Menschen getötet und 6.500 verletzt hatte, habe die Situation noch verschärft, die durch wirtschaftliche Probleme, instabile politische Lage und hoher Zahl an syrischen Flüchtlingen geprägt war. "Zu dieser ohnehin schon extremen Notlage kam nun eine Epidemie dazu." Dringend benötigt würden nun Hilfen für die medizinische Versorgung durch medizinische Güter, Geräte, Strom- und Wasserversorgung für Krankenhäuser sowie Erste Hilfe auf der Straße für die Verletzten. Zudem gebe es einen großen Bedarf an psychologischer Hilfe und an Unterstützung für jene, die Wohnung und Arbeit verloren haben, sich wieder eine Lebensgrundlage aufzubauen.

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Das Rote Kreuz begrüßt die von der österreichischen Bundesregierung in Aussicht gestellte Hilfe für den Libanon in der Höhe von 1,9 Millionen Euro. Auch, dass der Auslandskatastrophenfonds auf 25 Millionen Euro erhöht wurde, sei positiv. "Angesichts des immer größer werdenden Bedarfs ist es wichtig, den nun beschrittenen Weg konsequent fortzusetzen", sagte Schöpfer. "Der Auslandskatastrophenfonds sollte künftig mit 60 Millionen Euro dotiert sein", forderte er. Er verwies auf OECD-Zahlen: 2019 habe Österreich 4 Euro durchschnittlich pro Kopf an humanitärer Hilfe geleistet. Dänemark dagegen leiste 66 Euro pro Kopf. "Wir müssen nicht Dänemark überholen, aber sollten noch etwas mutiger sein."

Der Rotkreuz-Präsident forderte außerdem, dass Österreich minderjährige Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien von den griechischen Inseln aufnimmt. Die Migranten würden dort unter "grauenhaften Bedingungen" leben. Die Aufnahme eines kleinen "symbolischen Kontingents" würde nach Ansicht Schöpfers dem Ansehen Österreichs dienlich sein.