Waldbrand in NÖ: Rückschau und Ausblick ein Jahr danach

Fast 9.000 Helfer bekämpften den Brand im Vorjahr
Rund ein Jahr nach dem enormen Waldbrand in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau a.d. Rax (Bezirk Neunkirchen) sind am Donnerstag Rückschau und Ausblick auf dem Programm gestanden.

Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) verwies auf rund acht Millionen Euro an Investment in die Waldbrandbekämpfung. Die Wiederaufforstung im betroffenen Gebiet ist in vollem Gange. Die Lehren der Allgemeinheit aus dem Ereignis hätten allerdings größer sein können.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln wurde der tagelange Einsatz aus dem Vorjahr in Erinnerung gerufen. Landesvize Pernkopf sprach von einer "beeindruckenden Leistungsschau" und hob auch das Zusammenspiel der Helfer aus mehreren Bundesländern positiv hervor. Der Waldbrand in Hirschwang sei "keine Katastrophenstory, sondern eine Geschichte des unglaublichen Zusammenhalts".

Seit dem Vorjahr wurden von Niederösterreichs Feuerwehren 18 neue Waldbrand-Spezialfahrzeuge um 3,7 Millionen Euro in den Dienst gestellt, betonte Pernkopf. Hinzu kommen in den nächsten Monaten acht Waldbrandlöschfahrzeuge, acht Pick-ups und 56 Rollcontainer für weitere 4,3 Millionen Euro. Gesetzt werde außerdem auf die vermehrte Ausbildung von Spezialkräften sowie auf sogenannte Waldfachpläne zur besseren Einsatzvorbereitung. An 212 Stück davon wird derzeit gearbeitet. Forstwege werden dabei von Feuerwehren, Gemeinden, Behörden und Grundbesitzern kartiert, kategorisiert und digitalisiert. Die Erkenntnisse sollen schließlich mit den Einsatzorganisationen abgestimmt werden.

"Eine Schlagkraft in Niederösterreich aufgebaut"

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner hob hervor, dass mit 33 Waldbrandfahrzeugen "eine Schlagkraft in Niederösterreich aufgebaut" worden sei, "die sich europaweit sehen lassen" könne. In Sachen Prävention appellierte er, offenes Feuer im Gelände zu unterlassen. "Viele aus der Bevölkerung dürften nicht viel daraus gelernt haben. Wir haben wieder wöchentlich Lagerfeuer in den Bergen." Dies gelte es zu vermeiden: "Wenn heute eine kleine Windböe kommt und das nicht optimal abgelöscht ist, haben wir ein zweites Hirschwang, und das wollen wir auf keinen Fall."

Die in Hirschwang vom Brand betroffenen Gebiete stehen im Eigentum der Gemeinde Wien und dienen teils als Quellenschutzwälder. Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) sagte, dass quasi mit dem "Brand aus" das Investieren in die Wiederherstellung des Waldes begonnen habe. Er zeigte sich zuversichtlich, "dass wir den Schaden reparieren können".

Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz betonte, dass bei der Wiederaufforstung auch dem Klimawandel Rechnung getragen werde. Der Wald werde sich also verändern. Bleiben werde die Schwarzkiefer, hinzu kommen würden Tiefwurzler - angesprochen wurden hier etwa Nuss und Tanne. Bearbeitet werden stets Teilflächen. Die bisher für die Aufforstung angefallenen Kosten wurden mit 50.000 bis 100.000 Euro beziffert. "Das Thema ist, dass wir das lange, viele, viele Jahre jetzt nachhaltig machen müssen", blickte Januskovecz voraus. Man werde "sicher 20 Jahre auf der Fläche zu tun haben".

Der Waldbrand war am 25. Oktober 2021 am sogenannten Mittagsteig in Hirschwang ausgebrochen. Die Flammen breiteten sich extrem rasch aus - innerhalb von zehn Stunden von fünf auf etwa 115 Hektar. Feuerwehrangaben zufolge entwickelte sich in steilem und felsigem Gelände einer der aufwendigsten Löscheinsätze im Bereich der Waldbrandbekämpfung der vergangenen Jahrzehnte. Fast 9.000 Helfer waren in Summe an Ort und Stelle. Am 6. November 2021 wurde "Brand aus" gegeben.

In Sachen Brandverursachung laufen weiterhin Ermittlungen. "Wir prüfen den Abschlussbericht des Landeskriminalamts", sagte Erich Habitzl, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, am Donnerstag zur APA. Ermittelt werde gegen unbekannte Täter wegen Brandstiftung. Möglich wären auf Basis dieser rechtlichen Grundlage grundsätzlich bis zu zehn Jahre Haft.

Auf der Suche nach einem Verursacher wurden auch Handydaten vom Tatort ausgewertet. Dieser Vorgang dürfte aber laut Medienberichten keinen entscheidenden Treffer geliefert haben. Habitzl verwies in dieser Hinsicht zwar auf den zu prüfenden Bericht des Landeskriminalamts, räumte aber ein: "Das scheint so zu sein."

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