APA - Austria Presse Agentur

Run auf Privatkrankenversicherung durch Coronakrise

Durch die Coronakrise erfreuen sich private Krankenzusatzversicherungen besonderer Beliebtheit.

Rund jeder dritte Österreicher hat eine solche Absicherung. Knapp ein Zehntel der Polizzen ist aber erst im Jahr 2020 neu abgeschlossen worden. Umgekehrt gab es zuletzt kaum Kündigungen. Das wichtigste Argument gegen eine private Krankenversicherung ist der Preis: Jedem Vierten ist sie zu teuer, ergab eine aktuelle Umfrage des Tarifvergleichsportals durchblicker. "Das vergangene Jahr dürfte jedenfalls zu einem Run auf Zusatzversicherungen geführt haben", obwohl die Wirtschaftskrise eher eine Rückkehr in die öffentliche Gesundheitsversorgung hätte vermuten lassen, hieß es am Donnerstag bei einer Online-Präsentation. Ganz im Gegenteil sei bei 38 Prozent das Vertrauen in das Gesundheitswesen in der Krise gesunken. "Das hat uns überrascht. Denn das Gesundheitssystem ist ja nicht kollabiert", sagte Geschäftsführer Reinhold Baudisch.

Insgesamt erklärten 31 Prozent der Befragten, sie verfügten über eine private Krankenzusatzversicherung. 9 Prozent der Polizzen wurden erst 2020 abgeschlossen. "Das zeigt eine große Dynamisierung in einem Produkt mit durchschnittlich sehr langen Laufzeiten", nämlich 40 bis 45 Jahre, so Baudisch. Bei Frauen war der Anteil mit 11 Prozent höher als bei Männern (8 Prozent). Am besten zusatzversichert sind Höhergebildete und die Altersgruppe 30 bis 39, ab 40 nimmt der Anteil ab.

Für dich ausgesucht

Hauptgründe, die für eine Zusatzversicherung genannt werden, sind freie Arztwahl, kürzere Wartezeiten, dafür mehr Zeit für die Behandlung und ein sicheres Krankenhausbett im Ein- oder Zweibettzimmer, wenn man eines braucht.

Am stärksten ins Gewicht fällt die Möglichkeit der freien Arztwahl, sie wurde von 63 Prozent der Befragten als Grund für einen Abschluss angegeben. Für jeweils 49 Prozent waren kürzere Wartezeiten auf Termine und eine individuelle Behandlung bzw. die Unterbringung in Einzel- oder Doppelzimmern im Spital das Hauptargument.

Am beliebtesten von den einzelnen Leistungs-Alternativen war für die Befragten eine Privatarztversicherung (51 Prozent), gefolgt von einer Sonderklasse-Versicherung (43 Prozent). Hier wird die Kostenübernahme besonders geschätzt.

Häufigstes Argument gegen eine Privatkrankenversicherung ist der Preis: 58 Prozent erklärten, das Produkt sei ihnen zu teuer, 32 Prozent, sie hätten keinen Bedarf. 13 Prozent sagten, sie seien aufgrund ihres Alters nicht mehr versicherbar, weitere 12 Prozent begründeten dies mit Vorerkrankungen, 13 Prozent mit fehlendem Wissen über die Leistungen. Im Jänner wurden 1.200 über 18-Jährige online befragt, repräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bundesland, so Baudisch.

Beim Kostenvergleich helfen kann nun der neue Krankenversicherungs-Rechner von durchblicker. Dort lassen sich um die 500 Tarifvarianten der sieben Vollanbieter in Österreich vergleichen und bei sechs Anbietern Verträge gleich abschließen. Auch einzelne Leistungspositionen lassen sich einander gegenüberstellen, Interessierte können nach Belieben justieren.

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Die Sparpotenziale seien hier erheblich, betonte Baudisch. Als ein Beispiel verwies er auf Varianten mit Sonderklasse und Wahlarzt für eine Einzelperson in Wien (Mann, Angestellter, 30 Jahre alt): Während sich die Bandbreite der monatlichen Kosten bei 157 bis 168 Euro monatlich bewege, ließen sich jährlich bis zu 128 Euro Ersparnis erzielen - bzw. inklusive Selbstbehalt bei einer Monats-Bandbreite von 99 bis 126 Euro im Jahr bis zu 320 Euro ersparen. Dabei schlägt ohne Selbstbehalt die Komponente Sonderklasse mit 132 bis 155 monatlich zu Buche (bei 273 Euro Sparpotenzial im Jahr), ein Wahlarzt mit 56 bis 69 Euro im Monat (bei 164 Euro möglicher Jahreseinsparung); mit Selbstbehalt kommt hier die Sonderklasse auf 75 bis 98 Euro monatlich (234 Euro Sparpotenzial/Jahr), der Wahlarzt mit 30 bis 54 Euro im Monat (287 Euro Sparmöglichkeit/Jahr).

Schon seit längerer Zeit wächst die Private Krankenversicherung besonders stark. 2019 nahm die heimische Assekuranz in dieser Sparte 2,31 Mrd. Euro ein (+4,2 Prozent gegenüber 2018), das entsprach 13 Prozent des gesamten Prämienkuchens der Branche, geht aus dem letztverfügbaren Jahresbericht des Versicherungsverbandes hervor. Die Leistungen in dieser Sparte legten 2019 im gleichen Ausmaß auf 1,48 Mrd. Euro zu, das war etwa ein Zehntel aller Leistungen.

Vier Fünftel des Marktes teilen sich die drei größten Player auf - Marktführer UNIQA mit 44,9 Prozent Marktanteil 2019, gefolgt von Wiener Städtischer mit 18,1 und Merkur mit 18,0 Prozent. Generali kam auf 13,7 Prozent, Allianz auf 3,7 Prozent, Donau sowie Muki auf je 0,7 Prozent. Wüstenrot hat nur einen kleinen historischen Bestand und bietet kein Neugeschäft an.