APA - Austria Presse Agentur

Rundfunk- und Kulturveranstalter fürchten um ihre Frequenzen

Eine neu gegründete Allianz aus TV-, Radio- und Kulturveranstaltern fürchtet um die exklusive Nutzung des sogenannten UHF-Spektrums von 470 bis 694 MHz. Denn bei der Weltfunkkonferenz 2023 stehe zur Debatte, ob auch Mobilfunkbetreiber in diesem Frequenzband aktiv sein dürfen, wie die Allianz bei einer Pressekonferenz am Freitag informierte. Eine Aufteilung würde den Betrieb von terrestrischem Rundfunk sowie die Abhaltung von (Kultur-)Veranstaltungen gefährden.

Derzeit wird das UHF-Spektrum für die Verbreitung von terrestrischem Rundfunk verwendet, der nach wie vor ca. 500.000 Menschen in Österreich Radio- und Fernsehnutzung ermöglicht. Theater, Opernhäuser und andere Veranstalter nützen den Frequenzbereich etwa für Funkmikrofone und andere drahtlose Geräte, da dieses Spektrum besonders gute Ausbreitungseigenschaften, hohe Audioqualität und Ausfallsicherheit aufweist.

Mitte November 2023 steht bei der "World Radiocommunication Conference" in den Vereinigten Arabischen Emiraten dieses Frequenzband bzw. dessen Nutzung über 2030 hinaus auf der Agenda. "Der Mobilfunk will in dieses Spektrum, weil sie dadurch weniger Funkmasten bauen müssten und damit Kosten sparen würden", meinte Michael Wagenhofer, Geschäftsführer der Österreichischen Rundfunksender (ORS) und Sprecher der Allianz im Volkstheater in Wien. Problematisch wäre dies, weil Mobilfunk Frequenzen aus physikalischen Gründen nur allein nutzen könne. Rundfunk und Kultur stünden sie damit nicht mehr zur Verfügung. Es sei aber für die betroffenen Branchen kein Spielraum mehr vorhanden. Zudem sei eine auch nur teilweise Änderung der Zuweisung der UHF-Frequenzen für keinen anderen Nutzer technologisch oder frequenzökonomisch erforderlich. "Unsere Forderung nach einer langfristig abgesicherten exklusiven Nutzung des Rundfunkspektrums ist alternativlos", so Wagenhofer.

"3.500 Geräte würden im ORF durch eine Umwidmung der UHF-Frequenzen unbrauchbar werden", mahnte ORF-Technikdirektor Harald Kräuter. Der Frequenzbereich sei wichtig, um etwa Shows wie "Starmania" zu produzieren oder auch Übertragungen vom Opernball oder Fußballspielen gewährleisten zu können. "Der Rundfunk in Österreich braucht sein Frequenzspektrum, um Inhalte niederschwellig, effizient und kostengünstig zu den Menschen zu bringen", setzte sich auch Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender, für die Forderung der Allianz und damit Angebotsvielfalt und Medienqualität ein.

"Wir schätzen unsere Mobiltelefone und Mobilfunkbetreiber leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Das ist aber mindestens genauso für die Kultur zu sagen", sagte Othmar Stoss, der als Präsident der Österreichischen Theatertechnischen Gesellschaft (OETHG) rund 300 Mitglieder aus der Kultur- und Eventbranche vertritt. Er warnte, dass keine Kulturveranstaltung ohne Audio-Funktechnik möglich sei. Bereits jetzt würden allein die Bundestheater in Wien rund 200 Funkstrecken verwenden. Zu Spitzenzeiten sei die Auslastung enorm. Würde das Frequenzband reduziert, bestünde die Gefahr von Störungen. Einen Plan B haben die Kulturveranstalter nicht parat. "Selbst wenn es ihn gäbe, kämen Fragen finanzieller Natur hinzu", so Stoss.

Die Entscheidungsfindung bis zur Konferenz startet zunächst in Österreich, wobei die Angelegenheit in den Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus unter Elisabeth Köstinger (ÖVP) fällt. Man sei mit dem Ministerium bereits in intensivem Austausch und habe das Gefühl, die Beamten nehmen die Anliegen der Allianz "sehr ernst", so Wagenhofer. Im Anschluss geht es auf EU-Ebene darum, zu einem gemeinsamen Standpunkt für die Weltfunkkonferenz zu finden. "Es braucht eine gemeinsame europäische Entscheidung", meinte der ORS-Geschäftsführer. In Deutschland gibt es jedenfalls bereits ähnliche Sorgen und Anliegen, setzt sich dort doch bereits die Initiative "SOS - Save Our Spectrum" ebenfalls für den Erhalt der Funkfrequenzen für Kultur und Medien ein.