Russische Antikriegsdemonstration in Wien
"Wir demonstrieren heute, wie bereits auch vor zwei Jahren und vor einem Jahr, gegen die Entscheidung der russischen Regierung, bringen unsere Solidarität mit allen Opfern des Kriegs zum Ausdruck und sind gemeinsam an diesem Trauertag hier", sagte eine der Organisatorinnen der Demonstration am Michaelerplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk. Sie ersuchte aus Angst vor möglichen Repressalien gegen Verwandte in Russland, namentlich nicht genannt zu werden.
Bereits im Vorfeld hatten die Organisatoren von "Russians against war" intern auf das Risiko einer Strafverfolgung in Russland im Zusammenhang mit Antikriegsslogans hingewiesen und exponierten Teilnehmern unter anderem empfohlen, ihre Gesichter teils zu verhüllen. Nach der Ermordung eines russischen Überläufers in Spanien gebe es auch unter Russen in Österreich die Angst, dass sich Derartiges auch in Wien wiederholen könnte, versicherte der APA ein maskierter Demonstrationsteilnehmer.
Verwüste Städte, Hunderttausende Tote und Folter in der Ukraine würden auch in Russland die Menschen nicht kalt lassen, erklärte eine weitere Organisatorin. "Nur ist es in Russland derzeit nicht möglich darüber frei zu sprechen: Jeder wird verfolgt, der öffentlich seine Meinung (gegen den Krieg, Anm.) sagt", erläuterte sie. Die Demonstrantinnen und Demonstranten in Wien ließen indes an ihrer Haltung auch in der Öffentlichkeit keinen Zweifel: Skandiert wurde "Stoppt die russische Aggression", "Putin nach Den Haag" und "Putin ist ein Mörder". Gerufen wurde zudem "Russland wird frei sein", ein insbesondere auch von Alexej Nawalny verwendeter Slogan. Das Schicksal des Oppositionspolitikers wurde auf Plakaten vereinzelt thematisiert: So war etwa davon die Rede, dass Putin seinen Leichnam an Nawalnys Mutter übergeben solle - was in der Zwischenzeit passiert ist.
"Diese Demonstrationen, insbesondere wenn sie in vielen Städten Europas stattfinden, zeigen, dass diese Russen außerhalb Russlands ein Teil der russischen Politlandschaft geblieben sind, erklärte der prominente russische Politologe Kirill Rogow der APA am Rande der Veranstaltung. Er bezeichnete die Kundgebungen als "wichtiges Zeichen für Europa". Rogow ist seit März 2022 am Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien tätig, in Russland selbst wurde er vom Justizministerium als "Ausländischer Agent" stigmatisiert.
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