APA - Austria Presse Agentur

Rutte verurteilt Corona-Krawalle in den Niederlanden

Der niederländische Regierungschef Mark Rutte hat die Krawalle der vergangenen Tage in seinem Land scharf verurteilt. Das sei "eine reine Gewaltexplosion unter dem Deckmantel von Demonstrieren", sagte Rutte am Montag Reportern in Den Haag. Polizei und Justiz täten nun alles, um die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, sagte der geschäftsführende Premier. In den vergangenen drei Nächten hatte es zum Teil heftige Ausschreitungen in mehreren Städten gegeben.

Das Demonstrationsrecht sei ein hohes Gut, sagte der Premier. "Aber ich werde nie akzeptieren, dass Idioten reine Gewalt gegen Hilfs- und Einsatzkräfte gebrauchen mit der Ausrede: Wir sind unzufrieden."

Wie Polizei und örtliche Medien berichteten, kam es am Sonntagabend die dritte Nacht in Folge zu Ausschreitungen in zahlreichen Städten. Insgesamt nahm die Polizei seit Freitag 145 Demonstranten fest. Die Demonstranten warfen unter anderem Feuerwerkskörper auf die Polizei und legten Brände. In der Nacht zum Montag waren vor allem Enschede im Osten und Groningen im Süden Schauplätze der Gewalt. Oft waren zunächst friedliche Proteste gegen staatliche Corona-Beschränkungen der Auslöser.

In Rosendaal nahe der belgischen Grenze wurden laut Polizeiangaben 15 Menschen festgenommen, nachdem Demonstranten ein Feuer in einer Volksschule gelegt sowie ein Auto angezündet hatten. Das Feuer in der Schule ist Medienberichten zufolge inzwischen wieder gelöscht. In Enschede nahe der deutschen Grenze wurden nach Angaben der Polizei fünf Menschen wegen Aufrufs zur Gewalt festgenommen. Die Behörden riefen den Ausnahmezustand aus.

In Leeuwarden musste ein Fußballspiel unterbrochen werden, nachdem Fans, die wegen der Corona-Auflagen nicht ins Stadion durften, Feuerwerkskörper geworfen hatten. In Rotterdam nahm die Polizei bei einem Spiel 26 Menschen fest, nachdem Fans in der Halbzeitpause Feuerwerkskörper, Mülltonnen und eine Leitplanke auf die Beamten geworfen hatten.

In den Niederlanden gilt wegen steigender Corona-Infektionszahlen seit einer Woche wieder ein Teil-Lockdown. Die Bürger dürfen sich nur mit maximal vier weiteren Menschen in ihren Wohnungen treffen, Arbeitnehmer sollen möglichst im Homeoffice arbeiten. Geschäfte müssen früher schließen. Außerdem ist eine 2G-Regelung für manche Orte in Planung. Damit hätten dort nur noch gegen das Coronavirus Geimpfte und von Covid-19 Genesene Zutritt.

Gegen diese Maßnahmen gingen zahlreiche Menschen seit Freitag auf die Straßen. Am Freitagabend hatte die Polizei in Rotterdam während der Krawalle das Feuer eröffnet, vier Menschen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch die Polizeikugeln verletzt. Bis Sonntag ging die Intensität der Gewalt allerdings zurück.

Auch im Nachbarland Belgien gingen am Sonntag rund 35.000 Demonstranten gegen die neuen Corona-Auflagen auf die Straße. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vor, die Gegenstände auf Beamte warfen, Holzpaletten anzündeten und Polizeifahrzeuge angriffen. Wie die Nachrichtenagentur Belga von der Polizei erfuhr, wurden drei Beamte verletzt.