Salzburger Festspiele: Ein Spieler, ein Idiot und zwei Mozarts
Ein altvertrautes Herrenquartett mit Dauerkarte und eine Festivaldebütantin: So sieht das heurige Operntalon der Salzburger Festspiele aus, wenn man auf die Namensschilder an den Regiesesseln des Opernbereichs blickt. Mit Romeo Castellucci, Peter Sellars, Krzysztof Warlikowski und Robert Carsen setzt Intendant Markus Hinterhäuser wieder auf vier wohlbekannte Mitglieder der erweiterten Festspielfamilie. Einzig Mariame Clément mischt die Riege der Männer auf.
Den Auftakt am 28. Juli gestaltet Castellucci mit seinem bewährten Sparringpartner Teodor Currentzis am Pult für die Neueinstudierung ihrer Interpretation von Mozarts "Don Giovanni" aus 2021, die mit ihrer Positionierung in einem gigantischen, leeren Kirchenraum damals polarisierte. Auch beim Ensemble können die beiden Musiktheatermacher auf zumindest teils dieselben Proponenten zurückgreifen, übernimmt die Titelpartie doch erneut Davide Luciano, dem mit Nadezhda Pavlova auch dieselbe Donna Anna zur Seite steht. Der Leporello indes ist mit Kyle Ketelsen, der in der jüngsten Staatsoperninszenierung des Werks als Don Giovanni zu sehen war, neu besetzt.
Auch der zweite Mozart der Festspiele 2024, die "Clemenza di Tito", ist keine Premiere in dem Sinne, sondern die traditionelle Wiederaufnahme der Pfingstfestspielproduktion. Die Deutung von "Jedermann"-Regisseur Robert Carsen, die ab 1. August im Haus für Mozart zu sehen ist, kann dabei auf exakt dasselbe Ensemble rund um Daniel Behle als Tito und Pfingst-Intendantin Cecilia Bartoli als Sesto verweisen.
Die erste waschechte Opernpremiere der Festspiele steht dann tags darauf in der Felsenreitschule an, wo Krzysztof Warlikowski, der im Vorjahr mit Verdis "Macbeth" und 2020 mit einer Strauss'schen "Elektra" bei den Festspielen überzeugte, Mieczysław Weinbergs "Der Idiot" inszeniert, die Mitte der 1980er enstand. Das letztlich existenzialistische Werk, das musikalisch der litauische Jungstar Mirga Gražinytė-Tyla gestaltet, basiert ebenso auf einem Dostojewski-Roman wie die folgende Premiere "Der Spieler".
Am 12. August feiert ebenfalls in der Felsenreitschule Sergej Prokofjews Adaption ihre Premiere, für die Salzburg-Stammgast Peter Sellars verantwortlich zeichnet. Anders als bei der "Clemenza" 2017 oder dem "Idomeneo" 2019 steht dem 66-jährigen Theatermacher diesmal jedoch nicht Teodor Currentzis im Graben zur Seite, sondern der erst 30-jährige Timur Zangiev. Gemeinsam mit Festspielliebling Asmik Grigorian in der Rolle der Polina gestaltet man die Literaturbearbeitung.
Etwas luftig-leichter dürfte sich da die letzte szenische Premiere des Opernbereichs tags darauf gestalten, wenn die französischstämmige Festspieldebütantin Mariame Clément mit ihrem Landsmann Marc Minkowski am Pult Offenbachs "Les Contes d'Hoffmann" interpretiert. Im Großen Festspielhaus steht also mit dem Titelhelden ein ebenso passiver, naiver und schwärmerischer Charakter im Zentrum wie bei den anderen Produktionen der Edition 2024. Letztlich ist das einigende Rote Band, dass in allen Opern Männer im Zentrum stehen, Helden, die sich gegen die Realität, die Welt und deren Strukturen auflehnen.
Dieser letztlich auch mit dem Begriff Revolte subsumierbare Ansatz findet sich dann auch in der Mehrheit der fünf konzertanten Opernabende. "Koma" von Georg Friedrich Haas erzählt von der Gefangenschaft im eigenen Körper, "Begehren" von Beat Furrer spüre dem Mythos von Orpheus und Eurydike nach, und Luigi Dallapiccolas "Il Prigioniero" sowie Luigi Nonos "Il Canto sospeso" stellen in einem Doppelabend Gefangenschaft und die sich nicht erfüllende Hoffnung auf Freiheit ins Zentrum. Aufführungen von Ambroise Thomas' "Hamlet" und Richard Strauss' "Capriccio" komplettieren das Opernprogramm.
WERK REGIE AM SPIELSTÄTTE PREMIERE PULT/ORCHESTER Wolfgang Romeo Teodor Großes 28. Juli Amadeus Castellucci Currentzis/Uto Festspielhaus Mozarts "Don pia Orchestra Giovanni" Wolfgang Robert Carsen Gianluca Haus für 1. August Amadeus Capuano/Les Mozart Mozarts "La Musiciens du Clemenza di Prince - Tito" (WA) Monaco Mieczysław Krzysztof Mirga Felsenreitschu 2. August Weinberg: Warlikowski Gražinytė-Tyla le "Der Idiot" / Wiener Philharmoniker n Sergej Peter Sellars Timur Felsenreitschu 12. August Prokofjew: Zangiev/Wiener le "Der Spieler" Philharmoniker Jacques Mariame Marc Großes 13. August Offenbach: Clément Minkowski/Wien Festspielhaus "Les Contes er d'Hoffmann" Philharmoniker Georg konzertant Bas Mozarteum 24. Juli Friedrich Wiegers/Klangf Haas: "Koma" orum Wien Luigi konzertant Maxime Felsenreitschu 25. Juli Dallapiccola: Pascal/RSO le "Il Prigioniero" und Luigi Nono: "Il Canto Sospeso" Richard konzertant Christian Großes 26. Juli Strauss: Thielemann/Wie Festspielhaus "Capriccio" ner Philharmoniker Beat Furrer: konzertant Beat Kollegienkirch 29. Juli "Begehren" Furrer/Klangfo e rum Wien Ambroise konzertant Bertrand de Felsenreitschu 16. August Thomas: Billy/Mozarteu le "Hamlet" morchester Salzburg
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