Salzburger Landeshymne wird im Gesetz verankert

Salzburger Landeshymne wird im Gesetz verankert
Nach heftiger Kritik gibt es nun doch eine Mehrheit für die wissenschaftliche Aufarbeitung.

Der Salzburger Landtag hat wie erwartet mit den Stimmen der Regierungsparteien ÖVP und FPÖ die Landeshymne "Land unsrer Väter" im Gesetz verankert. Überraschend stimmten Schwarz und Blau im zuständigen Ausschuss dann aber einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Hymne und der Verstrickungen des Texters und des Komponisten mit dem NS-Regime zu: Eine Forderung der Opposition, die beide Parteien zuletzt noch klar abgelehnt hatten.

Worum geht es?

Die Debatte um die Landeshymne aus dem Jahr 1928 war im Frühjahr 2023 mit einem offenen Brief der IG Autorinnen Autoren an mehrere Landeshauptleute losgetreten worden. Für Salzburg wurde wegen der historischen Belastung eine komplette Neufassung gefordert. Die FPÖ griff das Thema nach ihrem Erfolg bei den Salzburger Landtagswahlen und der folgenden Regierungsbeteiligung umgehend auf, allerdings nicht im Sinne der Kritiker. Vielmehr sollte die Landeshymne in den Gesetzesrang gehoben werden - ein Wunsch, der auch Eingang in das schwarz-blaue Regierungsübereinkommen fand.

Beide Parteien verteidigten den Schritt: Die Hymne sei tief verwurzelt und identitätsstiftend für die Bevölkerung, betonte das Büro von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer. FPÖ-Klubchef Andreas Schöppl sagte heute im Landtag: "Bisher haben sich alle mit der Hymne sehr wohl gefühlt. Wir stehen zu unserer Geschichte und bekennen uns zu unserer Hymne."

Das kritisierte der heute im Landtag als Experte geladene Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Ludwig Laher stark: "Zwei dürre Zeilen haben mit Aufarbeitung nicht zu tun." Sompek sei ein begeisterter Parteigänger des deutschnationalen Lagers gewesen. "Er war Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbunds, trat eindeutig propagandistisch hervor und bejubelte die Barbarei der NS-Herrschaft." Sompek habe als Dirigent in Braunau mit dem Mozarteum-Orchester und 600 Sängern nicht nur den Festmarsch "Ein Volk - ein Reich - ein Führer" zur Erstaufführung gebracht. 1941 richtete er das Hort-Wessel-Lied für das Glockenspiel auf dem Residenzplatz ein und teilte im Salzburger Volksblatt Massenmordphantasien an Juden.

"Wenn wir die Hymne gesetzlich verankern, sollten wir die Gelegenheit nutzen, die Geschichte ordentlich aufzuarbeiten. Was bis heute auf der Landeshomepage zu Sompek zu finden ist, ist schlampig, unzureichend, verkürzt, wenn nicht sogar schwer verzerrend", sagte der Klubchef der Grünen, Simon Heilig-Hofbauer. "Sompek war ein schwerer Nazi, nur wird das nicht so dargestellt."

Auch die SPÖ schloss sich der Kritik an und brachte einen Abänderungsantrag ein. Man möge die Hymne und die Rolle von Autor und Komponist von unabhängigen Fachleuten bis Juni 2025 wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Eine Forderung, der bis auf die KPÖ Plus dann schließlich alle Parteien zustimmten. Die Kommunisten hätten gerne auch Unterrichtsmaterial zur verpflichtenden Befassung mit der Landeshymne in der Schule eingeführt. Zugleich verwies die KPÖ Plus darauf, dass man die kolportierte Bedeutung der Hymne für die Salzburger nicht nachvollziehen könne. Kaum jemand würde Lied oder Text kennen. Sie schrieb am Mittwoch ein Preisgeld in der Höhe von 1.000 Euro für eine Neufassung der Landeshymne aus.

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