Salzburger "Pop-Amt" sammelt Songs, die Kopfkino zünden

Das Pop-Amt nimmt noch bis Montag Songtitel entgegen
Zum Start der Sommerszene 2022 hat am Donnerstagabend das Salzburger "Pop-Amt" erstmals seine Türen geöffnet. In einem sonst leer stehenden Geschäft in der Altstadt nehmen Schalterbeamte noch bis Montag Musikstücke entgegen, die bei den Besuchern ganz persönliche Erinnerungen auslösen. Songs, die die eigene Identität geprägt haben, oder Titel, die seit der Jugend ganz bestimmte Momente im Leben wachrufen. Am 24. Juni werden die gesammelten Tracks in einem Finale präsentiert.

"Jeder von uns kennt das. Du sitzt an einer Bar oder im Auto, hörst eine bestimmte Nummer und auf einmal macht es Klick. Das große Kopfkino geht los und du machst eine Zeitreise in die Vergangenheit", sagte Arthur Zgubic vom Künstlerkollektiv ohnetitel, welches das Pop-Amt eingerichtet hat. Egal ob romantische oder tragische Erlebnisse - die Menschen bringen ihre Songs auf Tonträger zur Behörde mit. Am Pop-Amt sind Abspielgeräte für Kassetten, CDs und Schallplatten vorhanden, ansonsten hilft ein Computer mit Internetzugang.

"Wir hören uns die Nummer im Amt an und sammeln die persönliche Geschichte dazu, wie eine Art von Tagebucheintrag", erklärte Zgubic. Besucher bekommen dazu - wie es sich für ein Amt gehört - auch ein Formular. "Dieses Formular füllt man aus und geht zu unseren Expertinnen, die dem nüchternen Papier noch ein Leben dahinter, etwas persönliche Farbe geben." Die Daten werden dabei anonym und mit äußerster Diskretion behandelt, versichert ohnetitel. "Wir sind ein einfühlsames Amt. Wir wollen auf die Geschichten der Menschen eingehen. Erinnerungen, die im Körper stecken, sind behutsam zu behandeln", betonte Schalterbeamtin Dorit Ehlers.

Damit aus den gesammelten Soundtracks des Lebens nicht nur eine beliebige Aneinanderreihung von persönlichen Eindrücken wird, hat sich ohnetitel eine Dramaturgie überlegt. Nach Schalterschluss gehen die Beamten zehn Tage in Klausur und stellen aus den Kopfkino-Soundtracks eine Top-10-Liste zusammen, die für die Schlussveranstaltung etwa in filmische und theatrale Szenen übersetzt wird. Neben der Präsentation der statischen Auswertung wird es auch eine kurze Lecture darüber geben, warum Erinnerungen so gut in Verbindung mit Pop-Musik funktionieren.

Der Amtsschimmel zeigt sich übrigens kulant. Wenn jemand ein Stück Klassik, Jazz oder Hip-Hop als Kernerinnung trägt, sei dies auch kein Problem, versicherten die Schalterbeamten.

(S E R V I C E - Schalterzeiten des "Pop-Amts" im arthotel Blaue Gans, Herbert-von- Karajan-Platz 3, 5020 Salzburg: Fr., 10. Juni (16 - 19 Uhr), Sa., 11. Juni (10 - 15 Uhr), Mo., 13. Juni (16 - 19 Uhr). Finale "Die Pop 10" in der SZENE Salzburg, Fr., 24. Juni, 21 Uhr)

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