APA - Austria Presse Agentur

Salzburger Touristiker bangen um schwedische Gäste

Salzburger Touristiker schlagen wegen der nahenden Wintersaison und der aufrechten Reisewarnung der höchsten Stufe für Schweden Alarm. Denn in manchen Regionen wie dem Gasteiner Tal (Bezirk St. Johann/Pongau) sind die Schweden eine besonders wichtige Gästegruppe. Nun wendete man sich per Brief an Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (beide ÖVP).

Im Brief, der der APA vorliegt, schrieb der Geschäftsführer einer großen Gasteiner Hotelbetriebsgesellschaft (im Besitz eines schwedischen Eigentümers) mit mehr als 700 Betten und 150 Mitarbeitern, dass das Unternehmen im Vorjahr 200.951 Nächtigungen nach Österreich gebracht habe. Davon seien 164.621 aufs Bundesland Salzburg - davon allein 132.918 auf Bad Gastein - und 36.330 auf Tirol entfallen. Nachdem das Sommergeschäft schon zur Gänze ausgefallen sei, "bitten wir die österreichische Regierung, die Einreisebeschränkungen für Schweden aufzuheben, um eine Katastrophe für die kommende Wintersaison abzuwenden."

Die Hoffnung baute darauf auf, dass dies noch im August geschehe, denn die Schweden würden praktisch immer nach Rückkehr aus den Sommerferien den Winterurlaub buchen. "Der August ist für uns so wichtig, da die Schweden dann an ihren Arbeitsplatz urlaubsbedingt zurückkehren und ihren Winterurlaub buchen." Die Reisewarnung ist weiterhin aufrecht.

"Der komplette Ausfall des Kernmarktes Schweden trifft die Hotelbetriebsgesellschaft besonders hart und wirkt sich in weiterer Folge negativ auf die Wirtschaftskraft des Gasteiner Tals und der gesamten Region Salzburg aus", antwortet eine Ministerialrätin im Auftrag von Köstinger. "Wir bedauern diesen Umstand sehr und können nur auf eine baldige Entschärfung der Corona-Situation in Schweden hoffen." Vorerst könne es keine "erfreuliche Rückmeldung" geben, was man bedauere.

Nun gehen im Gasteinertal die Wogen hoch, auch wenn schwedische Touristen mit einem negativen PCR-Test zum Preis von rund 200 Euro einreisen könnten. Der Test darf maximal 72 Stunden alt sein oder muss binnen 48 Stunden nach Ankunft durchgeführt werden. In Deutschland aber brauchen sie keinen solchen Test, dort gibt es keine Reisewarnung für Schweden - was manche Touristiker besonders aufregt, wie aus E-Mails hervorgeht, die der APA vorliegen. Dort wird unter anderem thematisiert, dass die Infektionszahlen in Schweden besonders gering sind.

"Die Reisewarnung gegenüber Schweden ist ausschließlich politisch motiviert, es gibt keine sachliche Begründung dafür", kritisiert NEOS-Wirtschaftssprecher und Hotelier Josef Schellhorn. "In Schweden sinken die Fallzahlen, in Österreich steigen sie. Aber in der Erzählung von (ÖVP-Bundeskanzler, Anm.) Sebastian Kurz muss Schweden der Covid 19 Verlierer und Österreich der Covid 19 Gewinner sein. Und dafür nimmt man den Ausfall des Kernmarktes Schweden in Kauf."

Schellhorn, er betreibt selbst ein Lokal im Gasteiner Tal, sagt, er sei "von führenden Touristikern im Gasteiner Tal um Hilfe gebeten worden, da deren Hilferufe bei Köstinger nur auf freundliche, unverbindliche Worte gestoßen sind." Es dränge aber die Zeit, bekräftigt er wegen des Buchungsverhaltens der Schweden. "Nach derzeitiger Lage werden die Schweden aber im Winter ausbleiben, denn das Außenministerium hat für Schweden die höchste Sicherheitsstufe 6 und damit eine Reisewarnung verhängt."

In Bad Gastein gingen zuletzt 13 Prozent der Nächtigungen im Winter auf Schweden zurück, das sind in absoluten Zahlen 90.000 Nächtigungen. Ganzjährig liegt der Anteil der Schweden bei 150.000 Nächtigungen, das sind 12,5 Prozent aller Nächtigungen in Bad Gastein.

Österreichweit schaut das freilich anders aus, der Anteil von Schweden ist viel geringer als in der Region Gastein: Im Kalenderjahr 2019 sorgten Schweden für 264.846 Ankünfte und 956.133 Übernachtungen. Das waren lediglich 0,6 Prozent aller Ankünfte und Nächtigungen in der Alpenrepublik.