APA - Austria Presse Agentur

Salzkammergut 2024 will leere Bauten kreativ beleben

Die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 will dem Leerstand von Gebäuden und der Bodenverschwendung begegnen. Gemeinsam mit dem Institut für Raumplanung der TU Wien und dem Kollektiv "Curating Spaces" wurden unter dem Titel "Bodenschutz und Leerstand als Chance" zwei Rechercheprojekte angestoßen - mit dem Ziel, die Leerstände für kulturelle, in weiterer Folge aber durchaus auch für andere Zwecke zu nutzen. Die Anregung zu dem Projekt stammt von Hubert von Goisern.

"Es ist eine traurige Tatsache, dass wir immer mehr Grünland verlieren", begründet der Musiker sein Engagement für das Thema. Er wandte sich bei der Präsentation des Projekts am Mittwoch in Bad Goisern gegen den Gedanken des ständigen Wachstums. "Bevor wir alle Wiesen zubauen, hätte ich gerne, dass wir weniger Leute sind", gestand er ein. Aber das brauche es nicht wirklich, "es gehen ja auch immer Leute weg". Von der Politik würde er sich wünschen, verantwortungsvoll mit der Ressource Boden umzugehen - etwa, indem man bei großen Flachbauten Photovoltaik oder bei offenen Parkplätzen beschattende Bäume vorschreibe.

Die Idee zu dem Projekt sei aus der Frage heraus entstanden, wo man der Kulturszene die Möglichkeit gebe, sich zu präsentieren, schilderte die künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt, Elisabeth Schweeger. Passende Gebäude und Räume für die freie Szene seien "Mangelware". Daher wurde eine Leerstandserhebung gemacht. Was man davon tatsächlich nutzen könne, werde man sehen. Die Partner der Kulturhauptstadt sollen jedenfalls Zugang zu den Daten bekommen und mit den Eigentümern, die Interesse haben, in Kontakt treten können.

Schweeger sieht sich aber auch als Impulsgeberin: "2024 ist ein Datum zwischen anderen. Wir leben weiter", hofft sie, dass zumindest ein Diskussionsprozess in Gang kommt und, dass, angestoßen durch das Projekt, auch später eine adäquate Leerstandsnutzung erfolgt. "Räume erinnern sich. War ein Raum einmal temporär erschlossen für ein Format, bewegt das etwas", ist auch Simone Barlian von Curating Spaces überzeugt.

"Curating Spaces" hat eine Bestandsaufnahme der ungenutzten Flächen in den 23 Kulturhauptstadt-Gemeinden erstellt. Unter "Leerstand" werden darin nicht nur ungenutzte Gebäude subsumiert, sondern auch verlassene Betriebsareale, leere Parkplätze sowie verwilderte Grünflächen. Bei der Recherche musste man sich stark auf Mundpropaganda stützen, da Leerstände nicht immer stolz präsentiert werden und - so sie nicht zum Verkauf stehen - nirgends aufgelistet sind. Dennoch wurden in akribischer Kleinarbeit 300 Immobilien gefunden, denen man neues Leben einhauchen könnte, beispielsweise ein verwaister Märchenpark in Grünau oder ein leer stehendes Skifahrerstüberl in Gosau.

In einem zweiten Projektteil will sich die Kulturhauptstadt gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Wien dem Thema Bodenschutz widmen - hier werden die erhobenen Daten analysiert, in Diskussionen mit Bürgern, Experten und Entscheidungsträgern sowie in Workshops sollen Möglichkeiten einer kompakten Siedlungsentwicklung erörtert werden. "Wir werden nicht substanziell mehr im Land und trotzdem rollen wir mit den Baggern durch", wundern sich auch Experten wie Arthur Schindelegger von der TU Wien, dass mit dem Rohstoff Boden immer noch recht verschwenderisch umgegangen wird.