Scala-Saisoneröffnung mit viel Applaus und Protesten
Viel Lob ernteten Tenor Francesco Meli in der Titelrolle und die Wahlösterreicherin Anna Netrebko als Elisabetta di Valois. "Anna Netrebko entfaltet all ihren Magnetismus in der Rolle der Frau, in die Don Carlo verliebt ist. Ihre Leistung ist hervorragend", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" (Freitagsausgabe). Weniger Begeisterung erweckte die karge Inszenierung des spanischen Regisseurs Lluis Pascal. "Der Regisseur geht keine Risiken ein und setzt auf eine sehr klassische Inszenierung", analysierte die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".
Gefeiert wurde Scala-Musikdirektor Riccardo Chailly, der zum zehnten Mal in Folge eine Scala-Premiere eröffnete. "Chailly ist der große Stärke dieser Premiere, er leitet das Werk meisterhaft", lobte die Tageszeitung "La Stampa".
Viele Prominente aus Kultur, Politik und Finanz waren unter den Zuschauern in der Scala, darunter Vizepremier Matteo Salvini und Kulturminister Gennaro Sangiuliano, der spanische Regisseur Pedro Almodovar, die US-Sängerin Patti Smith, der französische Schauspieler Louis Garrell, sowie der Wiener Kulturmanager und Ex-Scala-Intendant Alexander Pereira. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr waren weder die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni noch Staatspräsident Sergio Mattarella anwesend.
Die Saisoneröffnung war von Protesten begleitet: So gab es einen Zwischenruf aus dem Publikum als Protest gegen die anwesenden Mitglieder der Rechtsregierung. Mehrere Damen trugen rote Kleider, um auf die Femizide aufmerksam zu machen, die in den vergangenen Wochen die italienische Öffentlichkeit erschüttert hatten. Einige Gäste hatten auch rote Striche im Gesicht, um die Aufmerksamkeit auf das Thema Frauenmorde zu lenken. Vor der Scala gab es Kundgebungen. Propalästinensische Aktivisten veranstalteten einen Sitzstreik. Aktivistinnen und Aktivisten demonstrierten außerdem gegen hohe Energiepreise und Mieten.
Die Scala feiert traditionsgemäß am 7. Dezember, dem Tag des Heiligen Ambrosius, dem Schutzpatron der Stadt Mailand, den Beginn der neuen Saison. Die bis zu 3.000 Euro teuren Karten für die Aufführung waren in wenigen Stunden ausverkauft. 14 Opern, neun Ballette und unzählige Konzerte sind in der Scala-Saison 2023/24 geplant. Anlässlich des 100. Todestags von Giacomo Puccini ist 2024 ein außerordentliches Konzert mit Anna Netrebko und dem deutschen Tenor Jonas Kaufmann unter dem Dirigat von Riccardo Chailly vorgesehen. Zu Puccinis Ehren wird auch eine Ausstellung im Scala-Museum organisiert. In der neuen Saison wird zudem die Rückkehr Riccardo Mutis mit einem Konzert des Chicago Symphony Orchestra gefeiert.
Die UNESCO hatte am Mittwoch Italiens Opernkunst in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. "Nach langer und intensiver Arbeit erhält unsere Opernkunst eine weitere Anerkennung von der UNESCO, indem sie in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen wird", so Kulturminister Sangiuliano. "Dies ist eine Anerkennung der 400-jährigen Geschichte des italienischen Operngesangs und einer Kunstform, die auch die Bedeutung hat, die italienische Sprache in die Welt zu tragen und unsere Sprache lebendig zu halten", freute sich der Rechtspolitiker.
"Seit 400 Jahren ist die Oper ein fantastisches Mittel, um die italienische Sprache und Kultur bekannt und beliebt zu machen. Ich weiß das sehr gut, denn ich habe Italienisch gelernt, indem ich Sätze aus Opernlibrettos nachgesprochen habe, und wie ich haben auch andere auf diese Weise Italienisch gelernt", sagte Meyer.
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