APA - Austria Presse Agentur

Schäden für die Landwirtschaft nach Unwettern in Italien

Die jüngsten Überschwemmungen in der norditalienischen Adria-Region Emilia Romagna haben dramatische Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Obsternte könnte für die nächsten vier bis fünf Jahre beeinträchtigt werden, erklärte der Bauernverband Coldiretti am Sonntag. Das in den Obstplantagen verbliebene Wasser hat die Wurzeln der Bäume "erstickt", so dass sie verfaulen, erklärte Coldiretti.

Dies könne dazu führen, dass in einem Gebiet, das für seine Marillen-, Pfirsich-, Nektarinen-, Zwetschken-, Apfel-, Birnen-, Kiwi- und Erdbeerplantagen als die italienische "Obstregion" bezeichnet wird, bis zu 15 Millionen Pflanzen ausgerissen werden müssen, was sich erheblich auf die Preise auswirken wird. Laut Coldiretti werden mehr als 20 Prozent der italienischen Marillen und mehr als zehn Prozent der Pfirsiche und Nektarinen in der Romagna erzeugt.

Befürchtet wird ein starker Anstieg der Obstpreise. Vor der Flut waren diese bereits um 7,6 Prozent gestiegen. Nach der Katastrophe könnten die Auswirkungen noch gravierender sein. Bereits in den kommenden Wochen könnte es zu einem Rückgang des Obstangebots um 15 bis 20 Prozent kommen, so die Berechnungen von Italmercati, dem nationalen Netzwerk des Großhandels. "Wir erwarten in den kommenden Wochen ein echtes Erdbeben in unserem Sektor. Die Überschwemmungen haben saisonale Produkte wie Birnen, Äpfel, Zwetschken, Kiwis und Weinreben, die noch nicht in der vollen Reifephase sind, zerstört, so dass es zu einem allgemeinen Rückgang der Qualität und Quantität von Obst und Gemüse kommen wird, was mit einem Anstieg der Kosten verbunden ist", sagte Italmercatis Präsident, Fabio Massimo Pallottini.

Mehr als 50.000 Landwirtschaftsunternehmen sind in der Region Emilia Romagna aktiv. Der Präsident des Verbands Confagricoltura, Carlo Carli, bezifferte die Schäden für die Landwirtschaft auf 1,5 Milliarden Euro. Allein die Wiederanpflanzung einer Obstplantage ist mit 50.000 Euro pro Hektar sehr teuer, und es wird vier bis fünf Jahre dauern, bis die volle Produktion wiederhergestellt werden kann.

Die Unwetter verursachten auch schwere Schäden in der Viehzucht. In einem Viehzuchtbetrieb in der Provinz Ravenna ertranken rund 600 Schweine. Schutz, Wasser und Nahrung müssen für mehr als 250.000 Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gesichert werden, die in den überschwemmten Ställen der Romagna gehalten werden. In der Gegend befinden sich etwa 400 Geflügelfarmen mit Hühnern, Legehennen und Puten, sowie fast 45.000 Bienenstöcke, von denen viele weggeschwemmt wurden, teilte der Landwirtschaftsverband Coldiretti mit, der von mehreren Tausenden von ertrunkenen Tieren berichtete.

Die Regierung will Zugang zum EU-Solidaritätsfonds beantragen, um die überschwemmten Gebiete zu unterstützen. Meloni hat für kommenden Dienstag eine Ministerratssitzung anberaumt, bei der erste Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Gebiete beschlossen werden sollen. Verschiedene EU-Länder sagten im Rahmen des sogenannten EU-Katastrophenschutzverfahrens ihre Hilfe zu. Österreich, Deutschland, Frankreich, die Slowakei, Slowenien, Rumänien, Polen und Bulgarien stellen dem betroffenen Mittelmeerland Pumpausrüstung zur Verfügung, wie die EU-Kommission mitteilte.