Schallenberg traf Südkoreas Außenminister in Seoul

Außenminister Schallenberg bei Amtskollegen Jin
Österreich will sich in Südkorea kulturell, wirtschaftlich und politisch stärker auf die Landkarte stellen. Dies sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Sonntag nach einem Treffen mit dem Außenminister der Republik Korea Park Jin in Seoul. Die beiden Länder seien demokratische und offene Gesellschaft in einer "anspruchsvollen Nachbarschaft" und "massiv" vom Export abhängig, betonte Schallenberg unter anderem als Gemeinsamkeiten, die das Gespräch aufgezeigt habe.

Es sei "bemerkenswert, dass Südkorea sich zum allerersten Mal entschlossen hat, Sanktionen gegen Russland zu verhängen", berichtete er in Hinblick auf die Antwort auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Südkorea sehe diesen wie Österreich als Angriff auf die internationale regelbasierte Ordnung, in der nicht das "Recht des Stärkeren", sondern die "Stärke des Rechtes" gelte.

Das zweite große Thema des heutigen Treffens sei die Sicherheit und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel gewesen. Die Situation sei "sehr angespannt". Noch nie habe es eine so enge Frequenz an Raketenabschüssen und eine solche Vielfalt an Waffensystemen gegeben, habe Außenminister Park Jin berichtet, so Schallenberg. Auch habe sich die Rhetorik verschärft.

Nordkorea nehme nun einen nuklearen Erstschlag in Anspruch. Es stehe die Gefahr im Raum, dass Pjöngjang die Möglichkeit sehe, zwischen dem Parteitag in China und den Midterm Elections in den USA einen weiteren Atomtest durchführen zu können, was ein "verantwortungsloses Spiel mit dem Feuer sei".

In Hinblick auf Nordkorea sei hinlänglich bekannt, dass vermutlich nur China "am Ende des Tages" einen beruhigenden Einfluss auf Pjöngjang haben könne, sagte Schallenberg. Die Republik Korea wisse dies genau und es gebe Kontakte.

Sollte es zu einem Atomversuch Nordkoreas kommen, würde man natürlich versuchen, eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates zu bekommen, habe sein Amtskollege klar gesagt, berichtete Schallenberg. Dies würde die Zustimmung oder zumindest das Stillschweigen Chinas und Russlands voraussetzen. "Aber ich glaube, dass kein vernünftiger Mensch auf diesem Planeten ein Interesse haben könnte an einem nuklearen Spiel mit dem Feuer auf der koreanischen Halbinsel, die noch dazu neben den wesentlichsten Wirtschafts- und Transportwegen des Planeten liege", ergänzte er.

Die Bestätigung von Xi Jinping als chinesischer Staats- und Parteichef "kam für niemanden überraschend", sagte Schallenberg und äußerte die Hoffnung, dass nun die "Stimme Pekings" hörbar und damit eine internationale Beruhigung erreicht werde - sowohl gegenüber Moskau und Pjöngjang, aber auch generell, was die eigenen nationalistischen Ansinnen Chinas betreffe, wie gegenüber Taiwan.

Anlass von Schallenbergs Reise ist das 130-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Korea und die letztes Jahr eingegangene strategische Partnerschaft. Es handelt sich um den ersten Besuch eines österreichischen Außenministers in Südkorea seit 21 Jahren. Im vergangenen Jahr hatten der damalige Präsident der Republik Korea, Moon Jae-in, und der damalige Außenminister Eui-Yong Chung Wien besucht.

Außenminister Schallenberg bleibt noch bis Mittwoch in Südkorea. Am morgigen Montag ist ein Treffen mit Premierminister Han Duck-soo geplant, bei dem es laut dem Minister um ähnliche Themen, also die Förderung des wirtschaftlichen Austausches und die Sicherheitslage in der Region und darüber hinaus, gehen werde.

Am Dienstag steht die Eröffnung der Schau "Collecting the World - Six Centuries of Beauty in the Habsburg Empire" des Kunsthistorischen Museums (KHM) gemeinsam mit dessen Generaldirektorin Sabine Haag auf dem Programm sowie eine Besichtigung der Demilitarisierten Zone (DMZ), am 38. Breitengrad, also die Pufferzone auf der koreanischen Halbinsel, die Nord- und Südkorea seit dem Korea-Krieg (1950-53) teilt. Auf der Koreanischen Halbinsel herrscht seit dem Ende des Korea-Krieges formell weiter Kriegszustand.

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