APA - Austria Presse Agentur

Scharfe Papst-Kritik an Diskriminierung von Indigenen

Papst Franziskus hat zu Beginn der Beratungen der Amazonien-Synode zu mehr Sensibilität im Umgang mit indigenen Kulturen am Amazonas aufgerufen. Zugleich kritisierte er scharf jede Diskriminierung von Indigenen. Spöttische Kommentare über einen Indigenen, der bei der Eröffnungsmesse der Amazonas-Synode am Sonntag mit traditionellem Federschmuck Gaben zum Altar brachte, hätten ihn traurig gemacht.

"Wo ist der Unterschied zwischen Federkopfschmuck und einem Birett, das einige Amtsträger unserer vatikanischen Behörden tragen?", so Franziskus in seiner Eröffnungsansprache am Montag im Vatikan. Die Amazonien-Synode habe vier Dimensionen, sagte Franziskus zur Einführung laut "Vatican News": "Eine pastorale, eine kulturelle, eine soziale und eine ökologische Dimension." Die pastorale Dimension sei die wesentliche, "von ihr geht alles aus. Wir nähern uns mit einem christlichen Herzen der Realität Amazoniens und betrachten sie mit Augen von Jüngern Jesu." Und: "Wir tun es auf Zehenspitzen, um die Geschichte, die Kulturen, den Lebensstil der amazonischen Völker zu respektieren."

Diese Völker sollten "als Protagonisten ihrer eigenen Geschichte" ernst genommen werden, so der Papst: "Wir nähern uns ohne ideologische Kolonialisierung, wie sie heute so häufig ist. Wir nähern uns ohne unternehmerischen Eifer, der vorgefertigte Konzepte durchsetzen will, um die amazonischen Völker, ihre Geschichte und Kultur sozusagen zu disziplinieren - nein. Wenn die Kirche vergisst, wie sie sich einem Volk zu nähern hat, dann misslingt ihre Inkulturation, dann werden bestimmte Völker sogar gering geschätzt.."

Viele einheimische Kulturen in Lateinamerika - auch in seiner Heimat Argentinien - hätten sehr darunter zu leiden gehabt, dass eine vermeintliche Zivilisation sie als "Barbaren" eingestuft und nur hochmütig beäugt habe, so Franziskus weiter. Da fielen Worte der Herablassung, da werde von einer "zweitrangigen Zivilisation" gesprochen, da gälten Ureinwohner als "schwarze Schafe".

"Wir sind hier, um die Völker zu betrachten, zu verstehen und ihnen zu dienen. Und wir tun es, indem wir einen synodalen Weg zurücklegen. Nicht am runden Tisch, nicht durch Konferenzen oder Debatten, sondern als Synode. Denn eine Synode ist kein Parlament."

Hier gehe es nicht darum zu beweisen, "wer mehr Macht in den Medien oder in den sozialen Netzwerken hat, um irgendeine Idee oder irgendeinen Plan durchzusetzen", so der Papst. "Wir forschen nicht per Umfrage danach, wer eine Mehrheit hat. Wir sind auch keine sensationshungrige Kirche." Eine Synode bedeutet, "voranzugehen unter der Inspiration und Führung des Heiligen Geistes". Dieser sei der Hauptakteur der Synode. Nachsatz des Papstes: "Bitte werfen wir ihn nicht aus dem Saal hinaus!"

Die Synodenteilnehmer sollten in den kommenden Wochen "vor allem beten, nachdenken, zuhören" und "mutig das Wort ergreifen". Bei allem Freimut gelte es allerdings "die Geschwisterlichkeit zu bewahren, die hier drin herrschen soll".

Das dreiwöchige Bischofstreffen, an dem auch Vertreter indigener Völker teilnehmen, steht unter dem Leitwort: "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie".