APA - Austria Presse Agentur

Schifffahrt kommt schnell wieder aus dem Tal

Die internationale Containerschifffahrt hat sich von den Folgen der Coronapandemie schneller als erwartet erholt. Im laufenden Jahr sei nur noch mit einem Minus des weltweiten Containertransports von 4,1 Prozent zu rechnen, teilte Rolf Habben Jansen, der Vorstandsvorsitzende der Reederei Hapag-Lloyd, in Hamburg mit. Er berief sich dabei auf internationale Spezialberatungsunternehmen. Im April hatte Hapag-Lloyd noch einen Rückgang von 10,6 Prozent erwartet.

Für das nächste Jahr sei ein Wachstum von 5,7 Prozent zu erwarten. "Wir sehen eine Erholung, die wahrscheinlich irgendwann im dritten Quartal begonnen hat, und erwarten, dass sich das bis ins Jahr 2021 fortsetzt", sagte Habben Jansen und warnte vor langfristigen Corona-Folgen: "Aber Covid-19 wird deutliche langfristige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, was den Warenverkehr beeinflussen wird."

"Niemand hat damit gerechnet, dass die Nachfrage wieder so steigen würde", sagte Habben Jansen. Ein Grund könnte sein, dass die Konsumenten weniger Geld für Restaurants, Konzerte, Kinos und Bars ausgegeben haben und dafür mehr für Haushaltsgegenstände oder Möbel, da sie sich verstärkt in ihren Wohnungen aufgehalten haben. So sind in einigen Fahrtgebieten schon seit August wieder mehr oder größere Schiffe unterwegs als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Die Erholung des Welthandels lässt sich auch ablesen an der geringen Zahl von aufliegenden Schiffen. Die Reedereien hatten zu Beginn der Coronakrise ihre Kapazitäten stark heruntergefahren und zeitweise Schiffe mit einer Tragfähigkeit von mehr als 2,7 Millionen Standardcontainern (TEU) aus dem Betrieb genommen. Inzwischen liegen nur noch Kapazitäten von 644.000 TEU auf, rund 2,7 Prozent der Weltflotte. Die Bestellungen neuer Schiffe sind mit bisher 200.000 TEU in diesem Jahr auf einen sehr tiefen Stand gefallen.

Auch Hapag-Lloyd selbst sieht angesichts des nunmehr günstigeren Umfeldes positiv gestimmt in die Zukunft. Die Schiffe sind voll, der Treibstoff billig, und auch die meisten Seeleute konnten wieder von Bord gehen, nachdem sie viele Monate nicht ausgewechselt werden durften. Auf den 41 Hapag-Lloyd-Schiffen unter deutscher Flagge stehen noch 52 Seeleute überfällig zum Crewwechsel an, gegenüber mehr als 300 vor drei Monaten. Ihre Zahl müsse baldmöglichst auf null fallen, sagte Habben Jansen.