APA - Austria Presse Agentur

Schloss Eggenberg nun ein "European Royal Palace"

Das Grazer Schloss Eggenberg - mit Status Unesco-Weltkulturerbe - wird Mitglied eines illustren Klubs: Es gehört nun einem Schlösser-Netzwerk an, das Mitglieder wie Versailles oder royale Schlösser in Großbritannien hat. Die Aufnahme in die "Association des Résidences Royales Européenes" (ARRE) sei ein würdiger Abschluss der Arbeit der langjährigen Leiterin von Eggenberg, Barbara Kaiser, teilte das Universalmuseum Joanneum (UMJ) mit. Sie tritt mit 1. Juni in den Ruhestand.

Die ARRE oder auch European Royal Palaces ist das bedeutendste Netzwerk zur Erforschung, Erhaltung und Präsentation der wichtigsten Residenzschlösser Europas. Dem Netzwerk gehören europaweit gerade einmal 30 Institutionen in 15 Ländern an. Dazu zählen etwa Schloss Schönbrunn oder auch das Schloss von Kaiserin Elisabeth im ungarischen Gödöllö, weiters etwa das Loire-Schloss Chambord oder der Prinzenpalast von Monaco.

Die Bewerbung Eggenbergs wurde Ende März bei der ARRE-Generalversammlung in Schloss Versailles mit großer Mehrheit angenommen. Entscheidend für die Aufnahme ist der authentische Erhaltungszustand der Eggenberger Prunkräume mit ihren kostbaren Originalinterieurs und die anhaltenden Bemühungen des Universalmuseums Joanneum um Erhalt, Erforschung und inhaltliche Erschließung. Das Kerzenlicht in Schloss Eggenberg und seine Bedeutung für barocke Raumkunstwerke haben auch bei ARRE großes Forschungsinteresse geweckt. Dadurch, dass das Prunkgebäude im Winter nicht genutzt bzw. beheizt wird, werden Interieurs gering belastet und somit auch länger erhalten.

Die Mitgliedschaft wird dem Eggenberger Team eine Plattform von SpezialistInnen mit dem Know-how der wichtigsten Schlossverwaltungen und deren gesamt rund 10.000 Fachleuten öffnen.

Barbara Kaiser übergibt nun mit Anfang Juni nach 35 Jahren die Leitung an Paul Schuster. Einen wesentlichen Beitrag zum Status von Eggenberg hatte Kaiser als Abteilungsleiterin am Museumsstandort Schloss Eggenberg getragen und laut UMJ "diesen Erfolg erst möglich gemacht". Ihr Nachfolger Paul Schuster war zuletzt auch federführend an der Bewerbung für die ARRE-Mitgliedschaft beteiligt. Als Direktorin oblag Kaiser für fünf Jahre die Leitung des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum, bevor sich ihr Aufgabenbereich auf Schloss Eggenberg konzentrierte.

Zu Beginn ihrer Tätigkeit 1987 galt Schloss Eggenberg zwar als "bedeutendstes Barockschloss der Steiermark", das tatsächliche Format dieses architektonischen Juwels war jedoch weitgehend unbekannt. Nach 35 Jahren gilt es als wichtigste Residenz des Frühbarocks in den habsburgischen Erblanden, ist seit 2010 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und seit April 2022 nun Teil des illustren Netzwerks europäischer Königsschlösser.

Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) sprach u. a. von einem würdevollen Schritt Kaisers in den Ruhestand, der Status Eggenbergs unterstreiche den Stellenwert von Schloss und Parkanlage, der weit über Graz, die Steiermark und Österreich hinausreiche. Die beiden UMJ-Geschäftsführer, Wolfgang Muchitsch und Alexia Getzinger, sprachen von der Krönung der Arbeit Kaisers durch die Aufnahme "ihres" Hauses in den Kreis der European Royal Palaces.

In ihre Ära fallen u. a. die Neugestaltung des Parks nach alten Plänen mit der Wiederrichtung des Planetengartens bzw. auch des Rosenhügels samt Parapluie sowie die Restaurierung und Bearbeitung eines besonders kostbaren japanischen Paravents in einer langjährigen Forschungs- und Ausstellungskooperation mit der Kansai-Universität Osaka sowie der Japanologie der Universität Köln. Sie führte zur Schlosspartnerschaft Eggenbergs mit der Burg Osaka - als erstes Schloss außerhalb Japans. Basis für alle Arbeiten war die intensive Forschungsarbeit zum Schloss, seiner Bau- und Ausstattungsgeschichte sowie zur Familie Eggenberg. Zudem gelang in den vergangen Jahren eine Verdoppelung der Besucherzahlen in Schloss bzw. Park.

Ihr Nachfolger Paul Schuster war in den vergangenen Jahren maßgeblich an den Forschungs- und Gestaltungsarbeiten in Eggenberg beteiligt. Im Jahr 2025 feiert Schloss Eggenberg seinen 400. Geburtstag - begleitend zu den Feierlichkeiten wird es ein internationales Ausstellungs- und Forschungsprojekt geben. Weiters stehen die Restaurierung der Prunkräume und Gebäude sowie die Verbesserung der Infrastruktur für BesucherInnen auf dem Programm. Geplant sind ein Welcome Center, Veranstaltungen und Gastronomie sowie die Revitalisierung des Pavillons an der Schlossstraße. Schuster sagte u.a., als "Gegenkonzept zu Overtourism und schnellem, oberflächlichem Sightseeing soll das Besuchserlebnis in Eggenberg vielseitig und nachhaltig sein und vor allem begeistern".