Schwarzer Freitag in Paris wegen Streiks im Nahverkehr

Beschäftigte protestieren gegen Pensionsreformpläne
Schwarzer Freitag in Paris: Wegen des größten Streiks im Nahverkehr seit zwölf Jahren hingen am Freitag zahlreiche Bewohner sowie Touristen in der französischen Hauptstadt fest. Beschäftigte der Nahverkehrsbetriebe protestierten damit am Freitag gegen Pensionsreformpläne der französischen Regierung.

Zehn der 16 U-Bahn-Linien standen nach Angaben des Betreibers RATP komplett still. Auf vier weiteren Linien fuhren nur zu den Hauptverkehrszeiten Züge, zudem blieben einige Stationen geschlossen. Normaler Verkehr war nur bei zwei automatischen Linien angekündigt, die ohne Fahrer auskommen. Auch bei Bussen und bestimmten Vorortzügen kam es zu deutlichen Einschränkungen. Rund um Paris bildeten sich große Staus.

Auf den wenigen offenen U-Bahn-Linien drängten sich in der Stoßzeit zahlreiche Menschen auf den Bahnsteigen und warteten. Nur jeder dritte Bus fuhr. Zahlreiche Pendler nahmen deshalb das Auto: Rund um die Hauptstadt bildeten sich Staus von mehr als 200 Kilometern Länge. Die Nahverkehrsgesellschaft RATP hatte die Passagiere aufgefordert, auf nicht notwendige Fahrten zu verzichten.

Zu den Streiks aufgerufen haben alle großen Gewerkschaften. Sie sprachen von einem "ersten Warnschuss" gegen die Pensionspläne der Regierung. Budgetminister Gérald Darmanin äußerte sich im Radiosender Europe 1 "erstaunt" über den Ausstand. Der Gesetzestext sei noch gar nicht fertig, die Regierung berate noch mit den Sozialpartnern, betonte er.

Frankreichs Regierung will mit der großen und politisch heiklen Reform die Zersplitterung in Einzelsysteme für bestimmte Berufsgruppen beenden. Arbeitnehmer sollen auch dazu gebracht werden, länger zu arbeiten. Das Projekt gilt als wichtigste Sozialreform in der noch bis 2022 dauernden Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron.

Für die Beschäftigten der Pariser Nahverkehrsbetriebe erwarten Gewerkschaften dadurch Einschnitte. Sie profitieren bei der Pension bisher von Sonderregeln und können beispielsweise früher in Rente gehen als andere Beschäftigte. Nach Angaben des französischen Rechnungshofs liegt das Antrittsalter bei Mitarbeitern der Nahverkehrsbetriebe im Schnitt bei 55,7 Jahren, im allgemeinen Pensionssystem dagegen bei 62 Jahren.

Die Regierung will zur Vorbereitung bis Ende des Jahres Gespräche mit Sozialpartnern und Bürgern führen und strebt eine Parlamentsabstimmung bis zur Sommerpause 2020 an. Das neue System soll dann ab 2025 eingeführt werden.

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