APA - Austria Presse Agentur

Sea-Watch-Kapitänin rechtfertigte ihr Handeln

"Sea-Watch 3"-Kapitänin Carola Rackete, die trotz eines Verbots in den Hafen der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa eingelaufen war, hat ihre Entscheidung mit dem Schutz von Migranten gerechtfertigt. Sie habe befürchtet, Migranten an Bord könnten ins Meer springen, sagte Rackete in der Zeitung "Corriere della Sera". "Da die Migranten nicht schwimmen können, wäre dies ein Selbstmord gewesen."

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Rackete hatte in der Nacht auf Samstag entschieden, die "Sea-Watch 3" in den Hafen einlaufen zu lassen, nachdem sie fast drei Tage lang vor Lampedusa auf die Genehmigung zur Landung gehofft hatte. Ein Polizei-Schnellboot versuchte dies vergeblich zu verhindern. Italiens Innenminister Matteo Salvini bezeichnete das Manöver der "Sea-Watch 3" als "kriegerische Handlung".

Die Kapitänin entschuldigte sich für diesen Vorfall bei der Polizei. "Ich wollte niemanden in Gefahr bringen, es war ein Fehler bei der Annäherung zum Hafen", sagte die Deutsche.

Der Kapitänin aus Kiel werden unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung sowie die Verletzung italienischer Hoheitsgewässer vorgeworfen. Sie soll am Montag von den ermittelnden Staatsanwälten befragt werden. Ihr drohen bis zu 15 Jahren Haft. 50.000 Euro werden sie und die deutsche NGO "Sea-Watch" zahlen müssen, weil sie trotz italienischen Verbots einen Hafen in Italien angelaufen hatten.

"Humanitäre Überlegungen können nicht gewalttätige Aktionen gegen die Polizei rechtfertigen, die im Meer für die Sicherheit arbeiten", betonte der Staatsanwalt der sizilianischen Stadt Agrigent, Luigi Patronaggio, der den Haftbefehl für Rackete unterzeichnet und die Beschlagnahme des Schiffes angeordnet hatte.

Linksparteien, Gewerkschaften und katholische Verbände haben in Italien inzwischen eine Kampagne für die Freilassung Racketes gestartet. "Free Carola" lautet der Slogan der Kampagne, die auch massiv auf sozialen Medien geführt wird. Am Samstagabend fand in Rom eine Solidaritätskundgebung mit der Kapitänin statt.

Fünf oppositionelle Parlamentarier, die sich an Bord der "Sea-Watch 3" befanden, als Rackete trotz Verbots der italienischen Behörden den Hafen Lampedusa ansteuerte, erklärten sich bereit, vor Gericht für die Kapitänin auszusagen, der 15 Jahren Haft drohen. "Wir waren an Bord des Schiffes in den letzten zwei Tagen vor der Landung und sind zur Aussage vor Gericht bereit", so der Parlamentarier der Partei "+Europa", Riccardo Magi.