APA - Austria Presse Agentur

Seit Monaten geschlossen: Kultur-Lockdown zermürbt die Szene

Vom ersten Auftreten des Coronavirus in Österreich bis zu ersten Auswirkungen auf den Kulturbetrieb dauerte es einige Tage.

Dann kam es aber knüppeldick. Am Abend des 10. März sagten zum Start des ersten Lockdowns alle großen Theater ihre Vorstellungen ab. Seither sind bis auf September und Oktober (und die Salzburger Festspiele) die Bühnen zu. Am Burgtheater (wo man die Saison 2020/21 am 11. September begonnen hat) wird man bis Ende März 259 Schließtage verzeichnen. Derzeit sind wenigstens Museen, Ausstellungshäuser, Galerien und Bibliotheken mit FFP2-Masken und Abstandsregeln zugänglich. Dennoch regt sich der Unmut in der Kulturbranche immer stärker. Der Groll, dass der Bundeskanzler von den "Kulturverliebten" gesprochen hat und dass Kulturinstitutionen in einer Verordnung ebenso unter Freizeiteinrichtungen geführt wurden wie etwa "Schaustellerbetriebe, Freizeit- und Vergnügungsparks", "Paintballanlagen" und "Einrichtungen zur Ausübung der Prostitution", hat sich zwar mittlerweile gelegt, doch droht den freischaffenden Künstlern und all' jenen, die schon bisher in prekären Verhältnissen arbeiten mussten, die Luft bzw. die Reserven auszugehen. Die Freie Szene werde immer stärker unter Druck kommen, vermutet nicht nur Experte Michael Wimmer: "Im freien Sektor wird sich die Wettbewerbssituation verschärfen. Die Notwendigkeit, neben der künstlerischen Tätigkeit einen Brotberuf zu haben, wird zunehmen."

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Die von Intendantinnen und Intendanten seit langem gebetsmühlenartig vorgebrachten Hinweise auf hervorragende Hygienekonzepte, die verhindert hätten, dass es in irgendeiner Kulturveranstaltung zu einem Corona-Cluster gekommen sei, haben jüngst durch wissenschaftliche Untersuchungen Nahrung erhalten. Sie belegen, was bisher von der Politik ungehört verhallte: Theater sind - bei entsprechenden Konzepten - sichere Orte. Also regt sich neuer Widerstand gegen die Ankündigung, frühestens "um Ostern" nächste Öffnungsschritte zu ermöglichen. Am Samstag (20.2., 14 Uhr) möchten Kulturschaffende anlässlich des Welttages der sozialen Gerechtigkeit in Form eines Trauerzuges samt Trauerfeier vor dem Theater Forum Schwechat auf ihre Lage aufmerksam machen. Und die IG Freie Theaterarbeit fordert in einem Offenen Brief an die Politik baldige Investitionen in Strukturen, "die sichere Proben-, Arbeits- und Aufführungskonditionen ermöglichen", sowie neue, langfristige Förderformate: "Es sind Investitionen in die Zukunft der Künstler*innen, aber auch des Publikums. Beide Seiten müssen sich sicher fühlen und sichere Orte der Arbeit und der Begegnung vorfinden können, damit sich die Kunst - auch mit neuen Formaten und unter neuen Parametern - entwickeln und stattfinden kann."

Seit November lässt die APA in der losen Serie "Bericht aus dem Kultur-Lockdown" Künstler, Kulturschaffende und in der Kulturbranche Arbeitende zu Wort kommen, um deutlich zu machen, wie viele verschiedene Berufsgruppen von den Maßnahmen im Kulturbereich betroffen sind, wie die Unterstützungsmaßnahmen ankommen, aber auch welche neuen Ideen und Strategien in dieser Sondersituation entstehen. Die Reihe wird bis zur Beendigung des Kultur-Lockdowns fortgesetzt.