Selenskyj reagiert auf Ergebnis der Europawahl
Bei einer Wiederaufbau-Konferenz in Berlin sagte Selenskyj am Dienstag an die Europäer gerichtet: "Die radikale prorussische Rhetorik ist gefährlich für Ihre Länder." Angesichts des kriegerischen Verhaltens sei es "am wichtigsten, dass die Menschen sich nicht für prorussische Losungen entscheiden".
Auch in Deutschland hatten bei der Europawahl am Sonntag Parteien Zuwächse erzielt, die eine weitere Unterstützung der Ukraine skeptisch sehen - die AfD und die Wagenknecht-Partei BSW. Vertreter der beiden Gruppierungen blieben Selenskyjs Rede am Nachmittag im Deutschen Bundestag demonstrativ fern.
Selenskyj dankte Deutschland
In seiner Rede vor dem Bundestag forderte Selenskyj, dass Russland die volle Verantwortung für seinen Krieg gegen sein Land übernehmen muss. "Die Zeit für Kompromisse ist vorbei", sagte Selenskyj. "Russland muss den ganzen Schaden bezahlen", fügte er hinzu. Der russische Präsident Wladimir Putin müsse diesen Krieg verlieren.
Außerdem dankte Selenskyj Deutschland für die Unterstützung seines Landes nach dem russischen Überfall. Die Ukraine führe diesen Krieg auch im Interesse von ganz Europa, sagte der ukrainische Präsident.
Selenskyj kritisierte AfD
Die AfD kritisierte Selenskyj am Dienstag als "Kriegspräsidenten", das BSW warf ihm vor, Menschen als "Kanonenfutter für einen nicht gewinnbaren Krieg" zu Opfern. Auf Kritik an Russland, das den Krieg vor mehr als zwei Jahren mit dem Angriff auf die Ukraine entfesselt hatte, verzichteten AfD und BSW in ihren Erklärungen.
AfD reagierte prompt
"Wir lehnen es ab, einen Redner im Tarnanzug anzuhören", erklärten die beiden AfD-Fraktionschefs Alice Weidel und Tino Chrupalla. "Selenskyjs Amtszeit ist abgelaufen. Er ist nur noch als Kriegs- und Bettelpräsident im Amt." Die Ukraine brauche jetzt "keinen Kriegspräsidenten", sie brauche "einen verhandlungsbereiten Friedenspräsidenten". Deshalb habe der Fraktionsvorstand am Montag beschlossen, der Rede Selenskyjs im Bundestag fernzubleiben. Dem sei die Fraktionsversammlung gefolgt. Dennoch saßen vier Abgeordnete der AfD bei der Rede des ukrainischen Präsidenten im Plenum.
Selenskyj hatte Ende März des Vorjahres per Video zu den österreichischen Abgeordneten gesprochen. Dabei dankte er Österreich für die Hilfe für sein Land. Die FPÖ protestierte damals gegen den Auftritt. Alle freiheitlichen Abgeordneten verließen vor der Rede Selenskyjs den Plenarsaal des Nationalrats. Auch Teile der SPÖ-Abgeordneten und der Bundesregierung fehlten.
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